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Kultur: Hügel

KLASSIK Der Gedanke, chinesische Sinfonik im Tempodrom zu spielen, entbehrt nicht einer hintersinnigen Logik: Dieser Bau wirkt wie ein aus Gui Lin nach Berlin gebeamter Hügel. Anlass des Konzerts war der „30.

KLASSIK

Der Gedanke, chinesische Sinfonik im Tempodrom zu spielen, entbehrt nicht einer hintersinnigen Logik: Dieser Bau wirkt wie ein aus Gui Lin nach Berlin gebeamter Hügel. Anlass des Konzerts war der „30. Jahrestag der deutsch-chinesischen Freundschaft“, sprich die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Auf dem Programm des Chinesischen Nationalen Symphonieorchesters unter Leitung des jungen Li Xincao standen zeitgenössische Werke aus China, die den Kompromiss zwischen traditioneller chinesischer Pentatonik und abendländischer Chromatik suchen. Ersteres zeichnet fast ungetrübt Hua Yanjuns „Reflection of the moon in the Erquan Spring“ aus, das sich – ein Vergleich, der zugegebenerweise etwas wackelt – anhörte, wie Edward Elgar auf Besuch in Peking. Überraschend der Auftakt des Violinkonzertes „Butterfly Lovers“ des Komponistenduos He Zhanhao und Chen Gang: Deutlich hört man da die Stimme des Waldvogels, wie sie einst von Wagner kreiert wurde. Sonnentrunken taumeln Schmetterlinge, im zweiten Satz findet sich sogar etwas, das an Zigeunerklänge erinnert. Recht hübsch. Noch mehr der europäisch-amerikanischen Musiktradition verbunden zeigt sich „Night Mooring by the Maple Bridge“ von Xu Zhenmin, mit deren großflächig-plakativen Orchesterfarben auch gut ein Western-Soundtrack bestückt werden könnte. Den beifallträchtigen Abschluss des Konzerts bildete „Lady Martial Mu Guiying“ der Komponisten Deng Zongan, Liu Yubao, Zhang Kongfan und Yang Muyun: Ein gewaltiges Werk, das die übrigen Stücke in jeder Hinsicht überragte.

Friedemann Kluge

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