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Kultur: Humboldt und die Folgen Berlin

Vor 200 Jahren brach der Naturforscher Alexander von Humboldt zu seinen Reisen nach Südamerika auf. Das Institut für Auslandsbeziehungen nimmt mit seiner Ausstellungsfolge "WeltSichten - Hommage an Humboldt" am Reigen der diesjährigen Jubiläumsveranstaltungen teil.

Vor 200 Jahren brach der Naturforscher Alexander von Humboldt zu seinen Reisen nach Südamerika auf. Das Institut für Auslandsbeziehungen nimmt mit seiner Ausstellungsfolge "WeltSichten - Hommage an Humboldt" am Reigen der diesjährigen Jubiläumsveranstaltungen teil. Die ifa-Galerien in Berlin, Bonn und Stuttgart zeigen dazu zeitgenössische Kunst aus Lateinamerika. Kuratorin Karin Stempel stellt sechs Künstler vor, die aus heutiger Sicht auf die Situation ihres Landes unterschiedliche Aspekte von Humboldts Weltbild aufgreifen.Zum Auftakt der Ausstellungsreihe zeigt die Berliner ifa-Galerie Berlin Arbeiten von Carlos Capelan. Der 1948 in Uruguay geborene Künstler lebt in San José auf Costa Rica und in Schweden, wo er studierte. Seit Mitte der achtziger Jahre nahm er mehrfach an der Biennale von Havanna und 1998 an der Biennale von São Paulo teil. Capelan schickt den Ausstellungsbesucher zur Erkundung seiner Gesamtinstallation "Denkmal für die eingeborenen Völker Deutschlands" auf Entdeckungsreise durch alle ifa-Räume. Die Ausstellung gleicht dem Gang durch ein imaginäres Völker- und Naturkundemuseum. Capelans künstlerische Fragestellung zielt auf das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft: auf ihre verlorene Einheit. In einer Vielzahl kleinteiliger Bild- und Objektarrengements, Installationen und Environments setzt er sich dabei mit Wahrnehmungsmodellen und Ordnungsprinzipien auseinander. Auf einer Zeichnung für Wand und Boden überlagern sich in einer Raumecke die Umrißzeichnungen menschlicher Torsi, die ein großer Kopf überragt. Nur wer den Betrachterstandpunkt am Eingang einnimmt, sieht das perspektivische Wandbild ohne Verzerrungen.Capelßn kombiniert Muttermilch, Erdpigmente oder Farbstoffe von Früchten mit rein abstrakter Malerei. Seine mit winzigen Spielzeug-Figürchen beladene Bronzeskulptur eines Lazarus stellt er ebenso in eine Vitrine wie eine Colaflasche. Die auf allen Kontinenten gesammelten Erdproben breitet er in musealem Halbdunkel aus. Selbst eine Sammlung eigener Fingernägel präsentiert Capelan als Manifest der eigenen Lebenszeit. Am Ende steht ein Computer mit Internetzugang bereit, um über kulturelle, touristische und wissenschaftliche Veranstaltungen in Berlin zu informieren.Der Titel "Denkmal für die eingeborenen Völker Deutschlands" bezieht sich auf einen vorab aus Costa Rica geschickten Briefumschlag mit einer Listealler Unternehmen, die Geld in Deutschland investieren. Dabei nahm Capélan Anleihe bei einer konzeptuellen Arbeit von Lothar Baumgarten. Capelán versteht Kunst als ein Erklärungsmodell von Welt, das Kopf und Bauch gleichermaßen anspricht. Die verlorene Einheit von Wissenschaft und Kunst sucht er durch Verquiêkung von Sammlungssystemen, "naturnahen" Materialien und auratischer Mystik zu überwinden. In der Theorie klingt dies einleuchtend. Die künstlerische Praxis dagegen enttäuscht mit einer Abfolge wenig überzeugender Einzelobjekte und krauser Stilklitterung.

Ifa-Galerie, Neustädtische Kirchstr. 15bis 29. August; Dienstag bis Sonntag14-19 Uhr. Katalog 18 DM.

ELFI KREIS

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