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Humboldt-Universität Berlin: Ehrendoktorwürde für Reich-Ranicki

Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki ist mit der Ehrendoktorwürde der Berliner Humboldt-Universität ausgezeichnet worden. Vor fast 69 Jahren war ihm aufgrund seiner jüdischen Herkunft die Aufnahme an der Hochschule verwehrt worden.

Berlin - Beim Festakt im Audimax der Hochschule sagte der 86-Jährige, er wolle sich für die Ehrung "einfach nur bedanken". Er habe für sein Werk bislang viel Anerkennung erhalten. Seine insgesamt neunte Ehrendoktorwürde sei jedoch die schönste, da die Kultur in Berlin ihn in seiner Jugendzeit am stärksten geprägt habe.

Zur Ablehnung seiner Aufnahme an der Hochschule vor fast 69 Jahren aufgrund seiner jüdischen Herkunft sagte Reich-Ranicki, wo Millionen Menschen ermordet wurden, sei die Nichtzulassung "beinahe eine Lappalie". Die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, deren Rechtsnachfolge die HU für sich beansprucht, hatte Reich-Ranicki 1938 die Zulassung zum Studium verweigert. Der Literaturkritiker hat das Gebäude der HU am Boulevard Unter den Linden nach eigenen Angaben seitdem nicht mehr betreten.

Reich-Ranicki kam 1929 nach Berlin. In der Nazizeit wurde er verhaftet und zur Ausreise nach Polen gezwungen. Dort überlebte er das Warschauer Ghetto. Erst 1958 kehrte er nach Deutschland zurück. Er war Literaturkritiker renommierter Zeitungen wie der "Zeit" und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Einem breiten Publikum wurde er durch die Fernsehsendung "Das literarische Quartett" bekannt. (tso/ddp)

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