zum Hauptinhalt

Kultur: Hunde im Weltall

Literaturfestival: die Eröffnung, das Programm

Vielleicht rechnen Westeuropäer gar nicht mehr damit, dass gelegentlich auch jemand zurückschaut, wenn der eigene Blick nach Osten geht. Vielleicht müssen Osteuropäer aber auch den Westen als Imaginationsraum neu vermessen. Unter den Gästen des Internationalen Literaturfestivals Berlin, das diesmal einen Fokus Osteuropa bietet, sind jedenfalls einige, die ihre Geschichte in der Geschichte dieser Stadt und ihren Gesichtern erkennen. Das gilt für Sergej Timofejew und Oksana Sabuschko, deren Texte hier in deutscher Erstveröffentlichung erscheinen.

Es gilt aber auch für den jungen Dichter Serhij Zhadan, der mit seiner Band Sobaky v kosmosi (Hunde im Weltall) das Geratter von Ska und Reggae mit ukrainischen Folkloreelementen am heutigen Mittwoch im Haus der Kulturen der Welt um 21 Uhr zu einem psychedelischen Gebräu vermengt. Sie alle verbieten die billige Diagnose, dass dem Osten blüht, was der Westen längst hinter sich hat: Es gibt nicht ein Labor Zukunft hier und ein Museum überwundener Möglichkeiten dort. In seiner Eröffnungsrede erkundet der spanische spanische Schriftsteller Juan Goytisolo um 19 Uhr die Zusammenhänge von Typografie und Topografie. Unter dem Titel „Das Pulsieren des Raumes“ beschreibt er, „wie Ortserkundungen zu Texten werden“ – ein Programm, das in den elf Tagen bis zum 25. September vielen der rund 270 Schriftstellern aus 65 Ländern als Motto dienen könnte. Hauptspielort ist diesmal das Haus der Kulturen der Welt, das Programm mit Musik, Filmen, Podiumsdiskussionen und Konferenzen so breit gefächert wie eh und je – auch mit einer eigenen Sektion zum Kinder- und Jugendbuch.

Wie in den Jahren zuvor erscheinen im Verlag Vorwerk 8 auch wieder die beiden wichtigsten Publikationen des Festivals: der 264 Seiten starke Katalog mit Originalbeiträgen vieler Gäste sowie die von Ajda Omrani und Festivalleiter Ulrich Schreiber, herausgegebene Berliner Anthologie „den erdrand erleuchtet begierde“ (208 Seiten, 10 €). Ihr entnehmen wir das hier abgedruckte Gedicht des Haitianers Louis-Philippe Dalembert. Einzelkarten kosten zwischen 5 und 10 Euro, Sammeltickets werden in verschiedenen Paketen angeboten. Weitere Informationen unter www.literaturfestival.com. dotz

Zur Startseite