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Kultur: Hypnotisch

Sharon Kam rettet das „Berlin Music Festival“.

Das „Berlin International Music Festival“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, das musikalische Sommerloch am Gendarmenmarkt mit namhaften Solisten und konsumwilligen Touristen zu füllen. Im Programmheft fehlt jedoch eine Künstlerbiografie: nämlich die des „Orchesters des Berlin International Festivals“. Zu Recht, denn in dieser Zusammensetzung treten die Musiker an diesem Abend im Konzerthaus vermutlich zum ersten Mal auf. Raison d'être des Ensembles ist es, die Solistin Sharon Kam, einen der zurzeit strahlendsten Sterne am Klarinettenhimmel, in Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenkonzert zu begleiten.

Dieses Stück füllt allerdings noch nicht einmal einen halben Abend, und so hat man für die erste Hälfte den Konzertmeister des Konzerthausorchesters, Michail Sekler, als Solisten verpflichtet. Doch der Weg durch Mozarts allzu bekanntes Violinkonzert G-Dur KV 216, den er im fußballbedingt halbleeren Saal antreten muss, gleicht einer musikalischen Wattwanderung durch zähe Tempi – zu sehr kleben die Musiker im unterprobten Stück an ihren Noten. Der Sprung von der Mucke zur soliden Interpretation will erst im Klarinettenkonzert gelingen: Mit Sekler am Konzertmeisterpult kann der Dirigent Gregor Bühl seine ebenso angenehm klaren wie unaufgeregten Tempo- und Artikulationsvorstellungen sehr viel effizienter umsetzen und Sharon Kam eine Bühne bieten, auf der sie ihre Fans mit der staunenswerten Leichtigkeit ihrer Artikulation, mit ihren wunderbar mühelosen Registerwechseln und mit dem faszinierenden Pianissimo ihrer Bassettklarinette hypnotisiert.Carsten Niemann

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