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Kultur: I Traviati (Kommentar)

In der Deutschen Oper Berlin wird derzeit Giuseppe Verdis Oper "La Traviata" geprobt. Das Stück passt zum Haus: wörtlich übersetzt bedeutet der italienische Operntitel nämlich "Die vom Weg Abgekommene" - und Verwirrungen bei der Suche nach der richtigen Richtung gab es auch an der Deutschen Oper in letzter Zeit häufiger.

In der Deutschen Oper Berlin wird derzeit Giuseppe Verdis Oper "La Traviata" geprobt. Das Stück passt zum Haus: wörtlich übersetzt bedeutet der italienische Operntitel nämlich "Die vom Weg Abgekommene" - und Verwirrungen bei der Suche nach der richtigen Richtung gab es auch an der Deutschen Oper in letzter Zeit häufiger. Zuerst versank Hausherr Götz Friedrich nach einigen Haushalts-Fehltritten im Defizit-Sumpf, dann weigerte sich das Orchester, seinen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung - die Streichung der Medienpauschale - zu akzeptieren und ließ deshalb Vorstellungen platzen, anstatt auf dem rechten Weg vor Gericht zu ziehen. Jetzt aber hat ein ehemaliger Dresdner Kreuzchor-Knabe die traviati wieder auf Kurs gebracht: Udo Zimmermann, dem designierten Nachfolger Friedrichs, gelang es, die festgefahrene Situation zu entkrampfen, indem er den Musikern versprach, sich dafür einzusetzen, dass sie ab seinem Amtsantritt 2001 garantiert soviel verdienen werden wie ihre Musikerkollegen an den anderen überregional bedeutenden Opernhäusern der Republik. Vorausgesetzt, sie verzichten bis dahin auf die komplette Medienpauschale. Wie ein deus ex machina hat Zimmermann die Deutsche Oper damit aus einer fatalen Situation errettet. Während sich der vom Orchester so heiß geliebte Musikchef Thielemann nämlich in dem Konflikt - höflich ausgedrückt - neutral verhielt, war der einst so mächtige Generalintendat Götz Friedrich im eisernen Sparkorsett gefangen, das ihm der Kultursenator angelegt hat. Versprechungen für die Zeit nach dem Ende seiner Ära, durfte er nicht machen - das konnte nur sein Nachfolger. Dass Zimmermanns Eingreifen so schnell zum Erfolg führte, ist doppelt bitter für Friedrich. Der alte West-Berliner-Subventionsfuchs, der seinem Orchester 1984 selber die Medienpauschale erstritten hatte, sieht sich bereits jetzt von seinem als Leipziger Opernchef im ostdeutschen Kulturüberlebenskampf gestählten Nachfolger Zimmermann überrundet. Denn dessen Taktik ist wirklich gut. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn sich die Intendanten von Hamburg bis Dresden die Chance entgehen ließen, Zimmermann in Sachen einheitlicher Orchesterentlohnung bis 2001 finanziell ein gutes Stück entgegen zu kommen - und zwar abwärts.

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