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Kultur: Ich hab’s kommen sehen

entdeckt die Zeichen der Zeit Man sollte meinen, Matthias Horx sei der Mann der Stunde. Während in den Parteizentralen noch die Koalitionsoptionen durchdekliniert werden, könnte er schon Bescheid wissen.

entdeckt die Zeichen der Zeit Man sollte meinen, Matthias Horx sei der Mann der Stunde. Während in den Parteizentralen noch die Koalitionsoptionen durchdekliniert werden, könnte er schon Bescheid wissen. Oder zumindest eine Ahnung haben. Denn Horx hat den schönen Beruf des Zukunftsforschers.

Sein neues Buch heißt „Wie wir leben werden“ (Campus). Wahrlich, kleine Brötchen werden hier nicht gebacken. Die Zutaten stammen aus Neurobiologie, Ethnopsychologie, Kognitionswissenschaft, Systemtheorie und Soziobiologie. Kein Wunder, dass Horx über alle möglichen Zukünfte Auskunft geben kann: die von Liebe, Arbeit, Politik, Glauben, Krieg und Katastrophen. Donnerwetter! Heute (18 Uhr) kommt Horx zu einem Science-Fiction-Abend mit Fragestunde ins Kulturkaufhaus Dussmann (Friedrichstr. 90, Mitte).

Vielleicht hat Horx sogar eine Vermutung, wann in Dänemark der Euro eingeführt wird. Dort gibt es noch immer Krone und Öre. Außerdem gibt es Lego, die Olsenbande, die Brüder Laudrup und eine Menge Flachland (höchste Erhebung: 173 Meter), das sich auf über 400 Inseln verteilt. Inseln nun wieder verfügen oft über eine enorme Dichterdichte (siehe Sizilien oder Irland). Dabei sind Hans Christian Andersen und Inger Christensen nur die Spitze vom Eisberg. Nun treten sechs größtenteils junge Autoren – Naja Marie Aidt und Peter Adolphsen, Kirsten Thorup und Ib Michael sowie Klaus Rifbjerg und Joakim Garff – während der Tage neuer Literatur aus Dänemark zu Doppellesungen an. Die einzelnen Paare, die von den Schriftstellern Bodo Morshäuser, Michael Kleeberg und Jenny Erpenbeck vorgestellt werden, lesen allabendlich (27.-29.9., 20 Uhr) sowohl in der Literaturwerkstatt (Knaackstr. 97, Prenzlauer Berg) als auch in Wolff´s Bücherei (Bundesallee 133, Friedenau). Das Themenspektrum reicht vom historischen Roman über Kierkegaard bis zu Fridtjof Nansens Nordpolexpedition von 1893.

In gewisser Hinsicht fällt sogar Jonathan Franzens „Schweres Beben“ in die Sparte Zukunftsforschung. In dem Roman von 1992, der nun auf Deutsch vorliegt, erzählt Franzen von Erdstößen im Raum Boston. Die könnten von verseuchten Abwässern herrühren, welche ein finsterer Chemiekonzern in ein Bohrloch einleitet. Es geht also um den möglichen Zusammenhang von Umweltsünden und Naturkatastrophen, 13 Jahre vor „Katrina“ und „Rita“. Am Montag, 3. Oktober, (21 Uhr) kommt der „Korrekturen“-Bestsellerautor mit seinem, wie er sagt, „deutschesten Buch“ ins Deutsche Theater (Schumannstr. 13a, Mitte).

Ein paar Tage zuvor (Samstag, 1. Oktober., 21 Uhr) versammeln sich dort ( Kammerbar ) bereits Kirsten Fuchs, Tilman Rammstedt, Miriam Sachs, Michael Ebmeyer und George Lindt . Sie lesen aus ihren Büchern und rufen begeistert: „Hurra, wir fahren nach Frankfurt am Main!“ Es sind zwar noch drei Wochen, aber stattfinden wird die Frankfurter Buchmesse mit einiger Sicherheit. Das lässt sich schon jetzt und ganz ohne Zukunftsforschung sagen.

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