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Kultur: Ich will doch nur spielen

Im neuen Jahr bleibt vieles beim Alten. Zum Glück.

Im neuen Jahr bleibt vieles beim Alten. Zum Glück. Ein paar Konstanten braucht der Mensch. So wird auch die verdienstvolle Hildegard-Knef-Reihe im Arsenal fortgesetzt. Bei allem Knef-Dauer-Hype, der manchen vielleicht die Wiederbegegnung mit dem Star verleidet: Ihre Filme sind nicht annähernd so schwach, wie immer behauptet wird. Im Gegenteil: Während die meisten Garbo-Filme nur wegen Greta Garbo ansehnlich sind, funktionieren zahlreiche Knef-Filme auch unabhängig von der Knef.

Das gilt vor allem für Entscheidung vor Morgengrauen (1951), der als einziger ihrer Filme für den Oscar nominiert wurde. In diesem Drama aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs gerät Oskar Werner als Wehrmachtssoldat in US-Kriegsgefangenschaft und wird als Spion in das untergehende Nazi-Deutschland zurückgesandt. Vor Hitler geflohene Künstler wie Anatole Litvak (Regie), Peter Viertel (Drehbuch), Frank Planer (Kamera) und Franz Waxman (Musik) verbanden darin ihre Hollywood-Erfahrung mit profunder Kenntnis der deutschen Mentalität. In einer Nebenrolle die Knef: gut, aber nicht unersetzlich (heute in der Originalfassung).

Alraune (1952) dagegen ist klassisches Starkino: Knef ist hier als verruchtes Retortenkind auf dem Höhepunkt ihrer Attraktivität zu erleben, weil mit Arthur Maria Rabenalt ein Erotomane Regie geführt hat. Verstärkt wird die kultiviert-verdorbene Stimmung durch die legendäre Tucholsky-Interpretin Trude Hesterberg und, in der Rolle des Alraune-Schöpfers, Erich von Stroheim. Der Inbegriff europäischer Dekadenz, der über 40 Jahre in den USA und in Frankreich verbracht hatte, spielte hier erstmals wieder in seiner Muttersprache (Dienstag).

Was Knef in den frühen Nachkriegsjahren geschafft hat, ist unter schwierigeren Bedingungen auch Eva Renzi gelungen. Eine kesse, unabhängige junge Frau war in den sechziger Jahren nichts Provokantes mehr, dennoch zeigte Will Trempers Playgirl (1966) einen völlig neuen Frauentypus. Die Geschichte von der Provinzschönheit, die in Berlin ihr Glück versucht, wird weder moralinsauer noch pathetisch variiert. Renzis Playgirl ist keine Unschuld vom Lande und auch keine Femme fatale, sondern eine sachliche Karrieristin, die man sogar lieb gewinnen kann. Renzi ist unlängst gestorben; ihr Film dagegen kein bisschen gealtert (Freitag im Zeughauskino, mit Einführung).

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