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Kultur: Ihr Kinderlein, kommet Ein Hit aus Kanada:

Ken Scotts „Starbuck“.

David Wozniak (Patrick Huard) ist ein klassischer Underachiever, ein Minderleister ohne nennenswerte Ambitionen, der Herausforderungen aus dem Weg geht und bereits mit den simpelsten Aufgaben überfordert ist. Für den väterlichen Schlachtbetrieb fährt er Fleisch aus und braucht dafür doppelt so lange wie alle anderen. Als seine Freundin Valérie (Julie LeBreton) schwanger wird, ist das für sie ein Grund, sich von David zu trennen. Für das Kind, meint sie, sei es besser, keinen Vater zu haben, als einen derart unzuverlässigen.

Was weder Valérie noch David wissen: David ist längst Vater. Bei der Samenbank, neben der er vor 20 Jahren wohnte, hatte er als Student Hunderte von Spenden abgegeben. Der Deckname „Starbuck“, den er für die einträgliche Nebentätigkeit wählte, spielt nicht auf den tüchtigen Steuermann aus „Moby Dick“ an, sondern auf den legendären Zuchtbullen Hanoverhill Starbuck: Der brachte in den neunziger Jahren mehr als 200 000 Nachkommen hervor und dem Zentrum für Künstliche Besamung von Québec über 25 Millionen Dollar ein.

Dass David seinem Pseudonym gerecht geworden ist, teilt ihm ein Anwalt mit: Von den 533 aus seinen Spenden hervorgegangenen Nachfahren haben sich 142 zusammengetan – und wollen nun die Samenbank per Sammelklage zwingen, die Identität ihres leiblichen Vaters preiszugeben. Zunächst verfällt David, wie sein bester Freund sich ausdrückt, in „postnatale Depression“. Als er aber feststellt, dass zu den Klägern auch Montreals größter Fußballstar zählt, beginnt er, seine Kinderschar als Bereicherung anzusehen. Allerdings zieht David es vor, sich nicht zu offenbaren, und entscheidet sich für eine Vaterschaftsvariante ohne Verpflichtungen: als Schutzengel.

In dieser Rolle zeigt David erstaunliches Talent: Schon am ersten Tag verhilft er einem Sohn zu einem besseren Job, rettet am nächsten einer drogensüchtigen Tochter das Leben und stärkt am dritten das Selbstvertrauen eines weiteren Sohnes. Keine ganz leichte Aufgabe, aber David wird zum Meister in Sachen Antizipation und Zeitmanagement. Es gelingt ihm nicht nur, immer im entscheidenden Moment beim richtigen Kind zu sein – er fährt plötzlich auch gewissenhafter Fleisch aus und spielt besser Fußball.

Es ist nicht unsere Welt, in der „Starbuck“ spielt, sondern eine etwas positivere, sentimentalere und harmlosere Version davon. Eine Welt, in der die Geldeintreiber einer Rockerbande maßvoll zudringlich auftreten und Heroinsucht ein nur geringfügig gravierenderes Problem darstellt als Homosexualität oder Vegetariertum. Dem Spaß an „Starbuck“ tut das keinen Abbruch. Inzwischen erwartet der kanadische Kino-Hit selbst Nachwuchs: Hollywood plant ein Remake, ebenfalls unter Ken Scotts Regie. Um an Patrick Huards üppigen Verlierercharme heranzukommen, wird sich Vince Vaughn, der für die Hauptrolle im Gespräch ist, mächtig ins Zeug legen müssen. David Assmann

In 13 Berliner Kinos; OmU im Babylon Kreuzberg und in den Hackeschen Höfen

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