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Kultur: Ihr Name ist Georgia

Ach, Pigalle: Laure Charpentiers Debüt „Gigola“

Das Pariser Pigalle-Viertel macht derzeit einen rapiden Wandel durch. Es wird zur angesagten Hipster-Gegend und verliert seinen verruchten Charme. Die Sexclubs schließen, Delikatessenläden öffnen, und statt der Nutten flanieren nun Künstler übers Trottoir.

Eine Zeitreise zur alten, zwielichtigen Place Pigalle unternimmt Laure Charpentier in ihrem Regiedebüt „Gigola“, womit sie zugleich ihren unter demselben Titel erschienenen Skandalroman adaptiert. Darin schildert sie – zum Teil autobiografisch – die Halbwelt-Szenerie der Nachtclubs, Bars und Varietés in den sechziger Jahren. Im Mittelpunkt steht Georgia, eine junge Garçonne, die sich Gigola (Lou Doillon) nennt. Sie hat ihr Medizinstudium abgebrochen und gibt nun in den Lesben-Lokalen den unnahbaren Dandy. Mit ihrem gegelten, kurzen Haar, den schicken Anzügen und ihrem extravaganten Spazierstock ist sie eine äußerst anziehende Erscheinung. Problemlos verführt sie ältere, wohlhabende Damen, die sie für ihre sexuellen Dienste großzügig entlohnen. Zudem lässt Gigola eine junge Prostituierte für sich arbeiten und macht sich im Milieu einen Namen.

Charpentier setzt ihre Hommage an eine untergegangene Welt mit viel Liebe zum Detail um, wobei ihre digital gefilmten Bilder etwas glatt und aufgeräumt wirken. Dennoch sind Dekor und Oberfläche die starke Seite von „Gigola“, der auch einige Gesangs- und Tanznummern enthält. Dramaturgisch funktioniert der Film hingegen kaum: Die Handlung entfaltet sich erst ruckelnd und gegen Ende in bizarren Sprüngen. Spannung oder gar Neugierde auf die Entwicklung der Hauptfigur entsteht nicht, weil Gigola nonstop den eiskalten Engel geben muss. So ist es zwar ganz hübsch, Gigola eine Weile beim Rauchen, finsteren Dreinschauen und dramatischen Abgängen zu betrachten, doch zu einem sehenswerten Spielfilm fügt sich dieses Posen-Patchwork nicht. Nadine Lange

Xenon-Kino

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