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Kultur: Im Affenhaus

Das Bröhan-Museum zeigt Pucheggers Tierskulpturen.

Knut, dem Berliner Kulteisbären, wird Josef Tabachnyk ein Denkmal aus Bronze setzen. Die Tierbildhauerei steht in einer langen Tradition. Um die Wende zum 20. Jahrhundert war die Blütezeit der großen, oftmals prächtig inszenierten Zoologischen Gärten. Die Beschäftigung mit dem Tier prägte diese Epoche besonders. Der bekannteste Tierplastiker des Jugendstils war August Gaul, in seinem Schatten stand Anton Puchegger (1878 bis 1917). Der ausgebildete Holzschnitzer verstarb früh, nach seinem Tod verschwanden die meisten seiner Werke in privaten Sammlungen, weshalb er schnell in Vergessenheit geriet. Das Bröhan-Museum, das neben einer Reihe KPM-Porzellanfiguren Pucheggers jetzt auch teils unbekannte und wiedergefundene Tierskulpturen präsentiert, will den Künstler zurück ins kulturelle Bewusstsein bringen. Neben Porzellan verwendet Puchegger Alabaster, Bronze und Holz – in allem zeigt sich seine Herkunft vom Schnitzhandwerk. Selbst seine Porzellanarbeiten zeichnen sich durch scharfe Kanten aus.

Pucheggers Interesse gilt weniger dem Fell als dem Knochenskelett der Tiere. Ungewöhnlich für seine Zeit ist die Darstellung eines Tigers: nicht martialisch brüllend, sondern flach liegend, fast an einen Bettvorleger erinnernd. Pucheggers Talent für stille Komik gibt seinen Werken eine heitere Note: Der Uhu, das Titelmotiv der Ausstellung kneift in drollig-schulmeisterlicher Art das linke Auge zusammen und scheint das Holz lebendig werden zu lassen.

Puchegger studierte Zootiere. Dreien der beliebtesten Tiere des Berliner Zoologischen Gartens, dem Elefantenpaar Harry und Toni und dem Affen Missie hat er ein Denkmal gesetzt. Missies Porträt ist sein letztes Werk, unvollendet. An ihm lässt sich die stilistische Entwicklung, die Puchegger durchlief, gut erkennen. Wieder arbeitet er mit Holz, aber die Oberfläche des Affen hat die Verspieltheit des Jugendstils verloren und mutet eher expressionistisch an. Bis 1943 stand die Figur im prächtigen Affenpalmenhaus des Zoologischen Gartens, bis das Gebäude durch Bomben zerstört wurde. Die Tierplastik blieb wundersamerweise fast unbeschädigt. Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges war Missie nicht mehr öffentlich ausgestellt und geriet wie ihr Schöpfer schnell in Vergessenheit. Zeit für eine Wiederentdeckung – und vielleicht eine Rückkehr ins Affenhaus? Annika Brockschmidt

Bröhan-Museum. Schlossstr. 1a, bis 6. Mai; Di - So 10 - 18 Uhr. Katalog 10€.

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