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Kultur: Im Basar

Venedig lockt: Vorschau auf die Architekturbiennale.

Das Debakel um den neuen Berliner Flughafen wirkt im ersten Moment wie ein Fingerzeig für die Architektur. Große Projekte können scheitern, sind zumindest gefährdet. Die Rückbesinnung auf das Alltägliche bei der Architekturbiennale Venedig (29. 8. – 25. 11.) erscheint da höchst aktuell. David Chipperfield, Direktor dieser 13. Biennale, hat als Generalthema „Common Ground“ gewählt, und meint damit die Basis, auf der wir stehen. Chipperfield und Paolo Baratta, Präsident der Biennale-Stiftung, stellten nun in der Italienischen Botschaft zu Berlin das Konzept vor.

Chipperfield, Baumeister vielfach preisgekrönter Bauten wie des Neuen Museums, versteht diesen „Common Ground“ als Ebene der Verständigung unterschiedlicher Positionen sowie wörtlich als den öffentlichen Raum, in dem alle Bewohner zusammenkommen. Die Bilder, die er an die Wand projizieren ließ, zeigten auch keine herausragenden Schöpfungen neuer Architektur, sondern Alltagsszenen: eine arabische Basarstraße, das Sonntagspicknick auf Hongkongs Plätzen. Für die Gemeinschaftsausstellung im Arsenale sind 54 Teilnehmer ausgewählt, Architekten wie Hans Kollhoff oder das Duo Ortner + Ortner aus Berlin und Künstler wie die Fotografen Thomas Demand und Thomas Struth. Chipperfield beonte: „Ich mache keine Ausstellung über Architekten, sondern eine über Architektur.“

Personenkult ist auch im Deutschen Pavillon passé, dessen Programm ebenfalls in Berlin vorgestellt wurde. Generalkommissar ist Muck Petzet aus München, selbst Architekt, dem Konstantin Grcic als Gestalter zur Seite steht. Das Motto lautet „Reduce/Reuse/Recycle“, nach Begriffen aus der Abfallwirtschaft: „Reduce“ wie Vermeidung, „Reuse“ wie Weiterverwendung und „Recycle“ wie materielle Umformung. Gemeint ist der Umgang mit dem gebauten Bestand, den viele Architekten als minderrangige Aufgabe begreifen, der aber rein quantitativ weit bedeutender ist als das Neubauvolumen. Petzet will dazu ermuntern, den Umgang mit vorhandenen Bauten nicht als notwendiges Übel zu begreifen, sondern als willkommene Herausforderung. Die in Berlin gezeigten Fotos ausgewählter Bauten werfen indessen die Frage auf, wie der Deutsche Pavillon gestaltet wird. Gedacht ist, wie das Kuratorenteam auf Nachfrage verriet, an die Präsentation von Großfotos, den Verzicht auf jegliche Modelle sowie die „mediale Vertiefung“ durch Texte. „Wir glauben an die Kraft von Bildern!“, so Petzet, und: Man möge einfach nach Venedig kommen und schauen. Bernhard Schulz

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