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Helden der Schanze. Taron Egerton als Michael "Eddie" Edwards, und Hugh Jackman als sein Trainer Bronson Peary.

© 20th Century Fox

Im Kino: "Eddie the Eagle - Alles ist möglich": Die lahme Ente hebt ab

Das Feelgood-Movie „Eddie the Eagle“ feiert den einzigen britischen Olympia-Skispringer.

Dieser Stoff ist viel zu hübsch, um nicht verfilmt zu werden. Erstaunlich, dass es dann doch fast 30 Jahre gedauert hat, bis es das legendäre Leben des Ski springenden britischen Maurers Michael Edwards auf die Leinwand geschafft hat. Das fliegende Unikum war 1988 der Star der Olympischen Spiele von Calgary. Der Mann, der das Prinzip der absoluten Unwahrscheinlichkeit zur Erlangung der Position eines Volks- und Medienhelden nutzte.

Nie zuvor war ein Brite – immerhin ein Land ohne anständige Berge und klugerweise auch ohne Skispringer-Kader – bei den olympischen Winterspielen in dieser lebensgefährlichen Disziplin angetreten. Michael Edwards tat’s, belegte einen ehrenhaften letzten Platz und hat seither unter dem Kampfnamen Eddie the Eagle einen festen Platz in der Liga englischer Exzentriker. Heute ist er 52, trotz zwischenzeitlichem Konkurs froh gelaunt wie eh und je und irrlichtert regelmäßig durch Fernsehshows oder tritt als Ehrengast bei der Vierschanzentournee auf.

Heiter, wie er sich der Physiognomie und Mimik des Originals angleicht

Deren Übertragung spielt auch in Dexter Fletchers fideler Verfilmung von Eddies Karriereanfängen als Erweckungserlebnis eine Rolle. Der Sohn aufrechter Working-Class-Eltern aus Cheltenham träumt von nichts so sehr wie von den Olympischen Spielen. Die Brillengläser sind dick wie Colaflaschenböden, das Knochengerüst wenig athletisch – der Vater hält Juniors Ambitionen rundheraus für Firlefanz, doch dem Steppke ist’s egal, er will in die Welt hinaus. In schön lakonisch inszenierten Szenen fängt der Vater den abenteuerlustigen Jungathleten eingangs wiederholt an der Bushaltestelle ab. Das eigentliche Pfund des Films ist dann aber der aus der Trashkomödie „Kingsman: The Secret Service“ bekannte Taron Egerton als erwachsener Eddie. Sehr heiter, wie er sich der Physiognomie und Mimik des Originals angleicht. Und sehr rührend, die absolute Unverwundbarkeit dieses heiligen Toren zu sehen. Nach „Cool Runnings“ (1993), John Turteltaubs gelungener Komödie über die jamaikanischen Bobfahrer, die ebenfalls 1988 in Calgary dabei waren, hat kein Sportfilm das olympische Motto „Dabei sein ist alles“ lauter und lustiger intoniert als dieses Feelgood-Movie ohne Netz und doppelte Bedeutung. Denn an Eddies finalem Triumph bestehen ebenso wenig Zweifel wie an der Läuterung seines Trainer Bronson Peary.

Äh, wie, Olympia ist nichts für Amateure?

Den spielt Kassenmagnet Hugh Jackman als verlässliche Augenweide. Der versoffene Ex-Skispringer ist in Oberstdorf zum Pistenbullyfahrer heruntergekommen und entdeckt gemeinsam mit Eddie, der sich um jeden Preis qualifizieren will, längst verschollene Ambitionen wieder. Aus dem nach Schema F ablaufenden Motivations-, Trainings- und Wettkampfgeschehen stechen Eddies Anarcho-Gefechte mit den alten Säcken vom britischen Olympiadekomitee heraus. Die wollen den linkischen Clown keinesfalls mitnehmen. O-Ton Funktionär: „Olympia ist nichts für Amateure!“ Darauf der Adler treudoof: „Aber es ist doch gerade für Amateure!“

Sehr gelungen ist die Visualisierung der Sprungsequenzen, die Eddies Subjektive dynamisch mit verschiedenen Draufsichten kombinieren. Ist Computeranimation, sieht aber nicht so aus. Untermalt sind die Sprünge mit einem treibenden Achtziger-Jahre-Synthie-Score, der dauernd „Jump“ von Van Halen zu variieren scheint. Einziger Totalausfall: die Rolle der armen Iris Berben, die eine notgeile Wirtin spielt, die jede Hungerharke von Skispringer angräbt, die nicht bei drei auf der Schanze steht.

In 19 Berliner Kinos, OmU: Babylon Kreuzberg, Odeon, International, Kino i. d. Kulturbrauerei, OV: Cinestar Sony Center

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