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Kultur: Im Kreis

Komische Oper: Penderecki dirigiert Penderecki.

Es ist einige Jahrzehnte her, dass Krzysztof Penderecki Geschichte geschrieben hat. Der polnische Komponist tut sich heutzutage vor allem mit sakralen Werken hervor, die angeblich volksnah sind. Warum man in der Komischen Oper darauf kam, seine einsätzige Vierte Sinfonie aufs Programm zu setzen und sie vom Schöpfer selbst dirigieren zu lassen, ist etwas rätselhaft. Denn Pendereckis Musik will nicht so recht beginnen und dauert dann doch 40 Minuten. Sie dreht sich ziemlich korngoldisch im Kreis, setzt ständig Doppelpunkte und lässt daraus nichts folgen. Träge ächzt die Motivik, dröge das Material, unnatürlich, oft klebrig: Musik wie Schweröl, mit Verlaub. Auch die gut aufgelegten Musiker wirken stellenweise unkonzentriert, werden fahrig, leisten sich Unsauberkeiten.

Leider überträgt sich Pendereckis Betulichkeit auch auf Schostakowitschs Neunte Sinfonie, die das Opernorchester nach der Pause spielt. Berückende Soli in Fagott, Flöte, Piccolo und Horn können die Tristesse, die auf diesem Werk voller Esprit liegt, nicht aufheben. Penderecki deutet mehr an als zu dirigieren, bürdet der doppelbödigen Textur eine eindimensionale Gestalt auf, die die Sinfonie bleischwer in den Bühnenboden zu ziehen scheint. An diesem Abend will keine Freude aufkommen, allenfalls Respekt für die große Lebensleistung des beinahe 80-Jährigen. Christian Schmidt

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