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Kultur: Im Zweifel für das Risiko

Zum Tod des Filmproduzenten Laurens Straub

Wenn die deutsche Filmszene sich jedes Jahr im Oktober bei den Hofer Filmtagen trifft, gehört Laurens Straub unbedingt dazu. Auch 2006 saß der Produzent in der Gaststube des Hotels Strauß, dem Wohnzimmer der Branche: von seiner Krankheit gezeichnet, aber immer noch mit jener Diskutierfreude, die man so schätzte an ihm – wie man seine energischen Worte mitunter auch fürchtete. Straub, Jahrgang 1944, war so etwas wie der ältere, temperamentvolle Bruder in der Autorenfilmfamilie. Einer, der – als gebürtiger Holländer! – den Neuen Deutschen Film mit erfand und von Anfang an dabei war, als Fassbinder, Wenders und Co. den legendären Filmverlag der Autoren gründeten. Straub leitete ihn fünf Jahre lang, mit der stolzen Bilanz von über 100 Produktionen in jener Zeit. Ab 1979 brachte er als Mitgründer des „Filmwelt“-Verleihs die Monty Pythons und später Stephen Frears’ „Mein wunderbarer Waschsalon“ ins deutsche Kino, produzierte mit Frank Ripploh dessen Kultfilm „Taxi zum Klo“ (1981) und wurde überhaupt nie müde, sich abseits der Mainstream-Trampelpfade zu bewegen, als Verleiher, Produzent, Scriptautor und Kinobesitzer. In den Neunzigern zog er von Hamburg nach Berlin, hier lebten numal die meisten Kreativen. Das von ihm produzierte Neonazi-Drama „Führer Ex“ lief 2002 in Venedig; seine Kreuzberger Firma „Next Film“ (mit Clementina Hegewisch) produziert gern mutige, streitbare Projekte. Im Zweifel für das Risiko, für den Aufbruch: Der Mittelweg hat ihn nie interessiert.

In der Nacht zum Donnerstag ist Laurens Straub in Berlin an Lungenkrebs gestorben. Ob Filmförderung, politisches Kino oder Aufbruch der Bilder: Seine Streitlust, seine Neugier wird fehlen. chp

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