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Der Maler Imi Knoebel beim Einbau seiner neuen Fenster in der Kathedrale von Reims

© Ivo Faber/Kunststiftung NRW/dpa

Imi Knoebels Glasfenster in Reims: Zeichen der Versöhnung

Der deutsche Maler Imi Knoebel hat Frankreichs Nationalheiligtum drei Glasfenster geschenkt. Die bunten und abstrakten Kompositionen in derKrönungskathedrale in Reims sind mehr als nur Kunst

Grün, orange, violett, blau, gelb und rosa: Viele kleine Farbsplitter, die fantastische Muster bilden. Die Glasfenster hat der deutsche Künstler Imi Knoebel geschaffen - und der Kathedrale in Reims zum Geschenk gemacht. Am Montag werden die drei abstrakten Kompositionen von Außenminister Frank-Walter Steinmeier und seinem französischen Amtskollegen Laurent Fabius offiziell eingeweiht. Denn die kaleidoskopischen Farbgewitter des 74-jährigen Malers und Bildhauers sind zu einem politischen Symbol geworden.

Es sind nicht die ersten Glasfenster, die der in Düsseldorf lebende Künstler für eine der schönsten und bedeutungsträchtigsten Kathedralen Frankreichs entwirft. Bereits im Mai 2011 wurden sechs Buntglaskompositionen des Schülers von Joseph Beuys eingeweiht. Geometrische und expressive Kreationen, mit denen erstmals zeitgenössische Kunst in das mittelalterliche Gotteshaus gezogen ist. Frankreich feierte damals den 800. Geburtstag seines Wahrzeichens. In der hochgotischen Kirche wurden fast alle Monarchen gesalbt, darunter auch Karl VII. und Ludwig XIV., Frankreichs Sonnenkönig.

Die Gesamtschau der drei neuen Fenster von Imi Knoebel in Reims. Am Montag werden sie in Anwesenheit von Außenminister Steinmeier offiziell eingeweiht.
Die Gesamtschau der drei neuen Fenster von Imi Knoebel in Reims. Am Montag werden sie in Anwesenheit von Außenminister Steinmeier offiziell eingeweiht.

© Ivo Faber/Kunststiftung NRW/dpa

Hinter dem Fest der Farben, das der französische Staat damals bei Knoebel in Auftrag gegeben hat, stand eine symbolträchtige und nicht unproblematische Entscheidung. Die Krönungskathedrale wurde im September 1914 von deutschen Artilleriegeschossen unter Feuer genommen. Viele der rund 2 300 Skulpturen wurden zerstört, ebenso der hölzerne Dachstuhl aus dem 15. Jahrhundert, der in Flammen aufging.

Mit der Wahl eines Deutschen setzte Frankreich ein starkes Zeichen für die deutsch-französischen Beziehungen. So wie damals Bundeskanzler Konrad Adenauer und Präsident Charles de Gaulle, die am 8. Juli 1962 in der Krönungskirche die deutsch-französische Aussöhnung zelebrierten.

Was den Künstler zu dieser Schenkung veranlasst hat? Wollte er sich für die Ehre bedanken, die ihm der französische Staat damals erwiesen hat? Mit
Religion haben seine Werke auf jeden Fall nichts zu tun, wie er in einem seiner seltenen Interviews gestand. In Berlin hatte Imi Knoebel zuletzt 2009 eine große Schau in der Neuen Nationalgalerie und in der Deutschen Guggenheim.

Vielleicht haben ihn die berühmten Glasfenster des russischen Malers Marc Chagall dazu inspiriert, neben denen seine ersten Entwürfe ihren Platz gefunden haben. Vielleicht aber auch die Kathedrale als Ikone der Aussöhnung. Kurz nach der Einweihung der sechs farbenprächtigen Kompositionen soll er bereits mit den ersten Skizzen angefangen haben.

Hinter der Schenkung des Künstlers, der drei Jahre an den neuen Entwürfen gearbeitet hat, steht aber auch die Unterstützung bedeutender Einrichtungen Deutschlands. Zwar hat Knoebel die Initiative ergriffen, für die Herstellung der Glasfenster und die Organisation auf binationaler Ebene bekam er die Unterstützung der Kunststiftung NRW und des Außenministeriums. In diesem Sinn auch ein Geschenk Deutschlands an seinen Nachbarn.

Am 24. April wurden die drei Glasfenster in der Kapelle der Heiligen Johanna von Orléans eingebaut. In ihrer Ästhetik knüpfen sie an die Entwürfe
von 2011 an, in ihrer Formen- und Farbenvielfalt sind sie jedoch reicher. Knoebel, der als Vertreter der Minimal Art gilt, hat abstrakte Feuerwerke
aus spitzen und gewundenen Glassplittern geschaffen, die durch den Zauber des Lichts die Kapelle magisch erleuchten. Für Knoebel ist die Farbe
nicht nur ein chromatischer Wert. Sie sei auch Licht, wie er einst sagte - und Versöhnung.  dpa

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