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Kultur: Immer Fischtag

Eine Auktion in Mitte spekuliert mit Kunstfischen

Ob am Hackeschen Markt je Fisch verkauft wurde, ist nicht bekannt. Wohl aber stand hier Berlins Börse. Die ist mittlerweile wieder fort, dafür hat im ehemaligen „Obst und Gemüse“ in der Oranienburger Straße ein Fischladen aufgemacht. 365 verschiedene Fischarten kann man hier kaufen – allerdings kann man sie nicht essen, denn es handelt sich um Kunst. Und auch unterscheidet sie von echten Fischen, dass die kleinen Skulpturen des Prager Künstlers Martin Amida immer besser werden, je länger man sie liegen lässt. Sehr bald nämlich, so verspricht sein Freund und Galerist Stephan Stamborski, kann man mit den erworbenen Anteilen am großen „Originalfang“ handeln und im Netz unter www.365fische.de mit den Fischen wie mit Aktien spekulieren.

Neben der Thematisierung von Kunst als Handelsware versteht Stamborski die Ausstellung als einen ironischen Kommentar zur „Turbokapitalisierung“ der Immobilien um den Hackeschen Markt. Mit Mietpreisen von 100 Euro pro Quadratmeter zerstöre die Gegend ihre eigene Attraktivität, die auf kreativem, nicht ökonomischem Kapital begründet war. Doch empfindet er die Immobilienhaie nicht als seine Gegner, schließlich „ist das hier ja kein linksradikales Projekt". Eher zelebriert er in einem der letzten unsanierten und daher bezahlbaren Objekte seinen persönlichen „Abgesang auf Mitte".

Wenn der Vertrag für das Ladengeschäft ausläuft, räumt er das Feld und bringt seine Fische über den großen Teich, nach Los Angeles. Bis dahin ist sein Köder neben der Kunst übrigens eine italienische EspressoMaschine. Aber auch die Kunstwerke erfahren Beachtung: Die ersten Anteile am Projekt „365 Fische“ sind schon vor der Eröffnung auf starke Nachfrage gestoßen – sie wurden bereits von Passanten geklaut.

„365 Fische", Galerie O1 (Oranienburger Straße 1, Mitte), bis 31. März., Mo – Fr 10–13 und 16–20 Uhr, Sa 10–16, So 16-20 Uhr.

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