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IN Between (3): Profit & Profil

Zwischen den Jahren: So heißt die Zeit von Weihnachten bis Silvester. Eine gute Gelegenheit, um sich über die Interimitäten des Lebens Gedanken zu machen.

Zwischen den Jahren: So heißt die Zeit von Weihnachten bis Silvester. Eine gute Gelegenheit, um sich über die Interimitäten des Lebens Gedanken zu machen.

Was für ein garstiges Wort: Zwischenhändler. Das ist einer, der nichts erfindet, nichts produziert, der keine bleibenden Werte schafft, sondern nur Waren verschiebt. Zum Dumpingpreis beim Erzeuger eingekauft, mit kräftigem Gewinn an den Einzelhandel weiterverhökert. Er hat die Kontakte, kennt die Vertriebswege, beherrscht die Logistik – und streicht dafür seine Kohle ein. Ob er dabei als Importeur Kaffeebohnen vertickt, als Immobilienmakler mit Heimstätten handelt oder als Heiratsvermittler mit Gefühlen, ist ihm egal. Hauptsache, die Provision stimmt.

Doch, halt: Gibt es da nicht noch eine andere Spielart des Zwischenhandels neben der entfesselt kapitalistischen? Klar: den Kritiker. Darsteller und Intendanten behaupten gerne, auch ohne ihn auskommen zu können. Ihre Idealvorstellung ist das Direktgeschäft zwischen Kulturerzeuger und Endverbraucher. Kenner und Liebhaber der Oper, des Theaters, der Kleinkunst könnten in der Tat gerne direkt ab Hof kaufen, ohne Umweg über die Medien. Was aber ist mit den anderen, die sich nicht so gut auskennen, die zwar Interesse haben, sich aber im Sortiment kaum zurechtfinden? Die brauchen Rezensionen, nehmen Rat vom Vorkoster an, der sich bereits durch die Menükarte des Freizeitangebots geschmeckt hat.

Nicht wegzudiskutieren ist natürlich das alte Problem der Spezialisten: Je länger man sich mit einer Sache beschäftigt, desto kritischer wird man. Egal, ob es sich um die Zubereitung von Rosenkohl oder dem Rosenkavalier handelt, egal, ob die handwerkliche Qualität der Verarbeitung von Rebsaft oder Racine zur Diskussion steht. Der Rezensent mit seinem Vorwissen vergleicht, wägt ab, empfiehlt, urteilt.

Wie sich der Markt entscheiden wird, wem die Menschen letztlich ihre Gunst schenken, kann der Kritiker aber ebenso wenig voraussagen wie der Kaufmann. Im Gegensatz zum profitorientierten Zwischenhändler allerdings handelt der Rezensent stets nach bestem Wissen und Gewissen, ja er strebt als Liebhaber seines kritisierten Gegenstandes in Wahrheit eine Komplizenschaft mit den Künstlern wie auch mit dem Publikum an: Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte.

Am Mittwoch: das Entrecôte.

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