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Kultur: In den Tiefen des höheren Unsinns

Ulrich Tukur mit neuem Programm im Tipi

Der Mann hat ein Problem: Alle lieben ihn. Sein ironisches Draufgängertum, seine halbseidenen Posen, sein kneipengestähltes Musizieren. Mit Ulrich Tukur will man sofort was trinken gehen, bis zum frühen Morgen. Da brennt einer an beiden Enden und eilt – mal Fackel, mal Irrlicht – zwischen Bühne und Film, Schlager und Drama, Venedig und dem Rest der Welt herum. Das steckt an. Und dann hat Tukur 1995 auch noch diese skurrile Musikformation gegründet, mit der er in den seichten Gewässern der leichten Muse kreuzt. Mit seinen Rhythmus Boys hat er die toxische Wirkung von Schwungmusik entdeckt, weißen Schnee in Durchhalteschlagern aufgewirbelt und „La Paloma“ durch einen Geisterhafen flattern lassen.

Dafür, dass Tukur auch voll daneben greifen kann, schale Witze hinunter kippt wie Fusel, und zwischen Klavier und Akkordeon abgefingerte Arrangements zum besten gibt – dafür liebt man diesen Spieler ohne Grenzen um so mehr. Mit seinem neuen Programm „Salto Mortale“ zerrt er das Leichtfertige, Fadenscheinige, Marode gänzlich ins Scheinwerferlicht, denn Tukur und seine Rhythmus Boys mimen im Tipi den traurigen Rest einer Zirkustruppe. „Meine Artisten springen ins Nichts“, verspricht Direktor Tukur und will sich selbst im Laufe des Abends den wilden Tieren zum Fraß vorwerfen.

Zu den herrlichen Höhen des gehobenen Nonsense aber, in die Tukur wie kein zweiter vorstoßen kann, führt an diesem Abend kein Weg. Und Sägemehl wirbeln nur die Zirkusmusiken von Band vor und nach „Salto Mortale“ auf. Also höher das Trapez und straffer das Seil gespannt. Morgen schon kann er gelingen, der Sprung ins Unterhaltungsglück.

noch bis 15.2., täglich außer Montag

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