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Kultur: In der Passionskirche ruft der Muezzin

Er ist der jüngste Muezzin des Oriental Jazz. Seine Stimme lässt selbst das Sterngewölbe, die Gebetskanzel, den neoromanischen Altar der Passionskirche erzittern.

Er ist der jüngste Muezzin des Oriental Jazz. Seine Stimme lässt selbst das Sterngewölbe, die Gebetskanzel, den neoromanischen Altar der Passionskirche erzittern. Oder ist es die klare Trompete, die das Licht in den hohen Gebetsraum schickt? Wenn Markus Stockhausen in sein blank poliertes Horn bläst, horchen die Musiker auf. Ihr wunderbar dichtes Zusammenspiel gelingt auch zwischen den Tönen. Youssef, der in Wien lebende tunesische Oud-Spieler, gibt auf seinem Instrument die arabesken Themen vor. Dazu gesellen sich die Musiker in freier Assoziation: Renaud García Fons, der den Kontrabass wie einen hellen Rebab zum Schluchzen bringt; Patrice Héral, der seine Drums mit Besen und sanften Handflächen bearbeitet; Stockhausen, der sogar das Klappern der Ventile in Wohlklang verwandelt. Doch irgendwann findet sich das Quartett in neu angeordneter Besetzung wieder. Youssef benutzt den mandelförmigen Resonanzkörper seiner Knickhalslaute als Schlagwerk, von den Saiten des Basses perlt ein Lautenspiel, die Trompete verflüchtigt sich in den Höhen des Sufi-Gesangs, und der Drummer liefert Percussion mit seiner Zunge und einem flinken Kehlkopf. Es ist wie in der Weite einer nordafrikanischen Moschee: Vor Allah sind alle gleich - idealiter auch gleichbegabt.

Roman Rhode

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