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Kultur: In geheimer Mission

Die Bären werden gehütet wie ein Schatz

Andreas Klabunder und Sabine Kaszemeik

Bären-Betreuer

Wenn sich die Festival-Jury Freitagnacht auf die Berlinale-Gewinner einigt, erfahren wir mit als Erste, wer gewonnen hat. Wie informieren dann sofort die Bildgießerei Noack, wo die Bären gegossen wurden und wo man die ganze Nacht damit beschäftigt ist, die Namen der Gewinner in die Sockel der Statuen zu gravieren. Am Samstagnachmittag bringen die Bildhauer die Silbernen und den Goldenen Bären zu uns. Während des Festivals arbeiten wir in der Berlinale-Verwaltung; in die Rolle der Bären-Hüter sind wir eher hineingerutscht. Aber das ist für uns der spannendste Moment: Wenn es klopft und die Bären gebracht werden. Wir verschließen die Tür von innen, denn die ganze Aktion ist top secret; niemand soll die Bären vor der Preisverleihung sehen. Und es ist ein bisschen wie Weihnachten, wenn man die Geschenke endlich auspacken darf.

Die Bären sind in kleine Schatullen verpackt. Alle sind blau, bis auf eine, die ist rot. In dieser ist der Goldene Bär. Wir schauen, ob die Namen der Gewinner richtig geschrieben sind, was eigentlich so gut wie immer der Fall ist. Nach der Namensabgleichung polieren wir die Bären noch einmal. Dann bringen wir sie – möglichst ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen – hinüber in den Berlinale-Palast. Die Bühnenregie übernimmt sie und achtet darauf, dass sie auch in der richtigen Reihenfolge überreicht werden. Nichts wäre peinlicher, als das ein Bär an den Falschen geht.

Bis zur offiziellen Verkündung der Gewinner unterliegen wir einer inoffiziellen Schweigepflicht. Dieses Jahr werden die Gewinner ja erst am Abend der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Bis dahin halten wir still. Wir beide machen die Bären-Betreuung schon seit vielen Jahren und wir nennen uns scherzhaft die „Bärchen-Bändiger“.

Der Umgang mit den Bären ist wie eine kleine Zeremonie für uns. Sie bedeutet den Abschied von der Berlinale. Denn im Grunde arbeitet man ja die ganze Zeit auf diesen Moment hin. Insofern hat er auch etwas von Silvester.

Die Berlinale ist in den letzten Jahren wahnsinnig gewachsen. Das Festival ist professioneller und festlicher geworden. Wir haben gehört, dass die Verleihung der Bären sogar in China übertragen wird. Das ist schon ein tolles Gefühl, wenn die ganze Welt dabei ist, wenn unsere Bären überreicht werden. Aufgeschrieben von Philipp Lichterbeck

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