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Der Dirigent Ingo Metzmacher.

© Doris Spiekermann-Klaas

Ingo Metzmacher dirigiert das DSO: Tanz der Musen

Den Ernst der Leisen verteidigen. In der Philharmonie harmoniert Ingo Metzmacher hervorragend mit dem Deutschen Symphonie-Orchester.

In dieser offiziell noch chefdirigentenlosen Saison, bevor der Brite Robin Ticciati 2017/18 sein Amt übernehmen wird, begrüßt das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin alle Chefdirigenten am Pult, die seine Geschicke seit 1989 gelenkt haben. Im Jubiläumskonzert zum 70. Geburtstag des DSO rief Ehrendirigent Kent Nagano kürzlich gar die Ferne der Anfänge wach, als er des legendären ersten Chefs Ferenc Fricsay gedachte.

Aus der imposanten Reihe der Chefdirigenten kehrt nun Ingo Metzmacher wieder, der das Orchester 2010 abrupt verlassen hat und heute partnerschaftlich hervorragend mit ihm harmoniert. Apart kombiniert er in der Philharmonie den neoklassizistischen Igor Strawinsky mit dem Spätromantiker Anton Bruckner, und das Konzert wird gefeiert als ein Juwel der Jubiläumssaison.

An dem Ballett „Apollon musagète“ (1928) ist zu bestaunen, wie der Komponist nach Modellen der Präklassik – französischer Ouvertüre, Händel – immer nur sich selbst ausdrückt. Die konzertante Aufführung hörend, sieht man George Balanchines berühmte Choreografie vor sich. In den Episoden um Apoll und die Musen ist Terpsichore der Ehrenplatz zugeteilt – und der Pas de deux (Adagio!) mit dem Gott. Das mythologische Werk Strawinskys gipfelt darin, dass Apoll drei Musen zum Parnass führt.

Anschaulichkeit eines sensiblen Pantomimen

Unter dem tänzerisch feingliedrigen Dirigat Metzmachers schmeichelt das reine Streichorchester in den Tanzcharakteren, während Konzertmeister Wei Lu zudem die erste Variation Apollos mit seiner Solovioline schmückt.

„Immer deutlich hervortretend“ lässt sich mit blühendem Ton der Hornist Bertrand Chatenet vernehmen, wenn die Vierte Bruckners anhebt. Die Interpretation hat eine vitale ereignisreiche Innenspannung, wie sie selten zu erleben ist. Metzmacher dirigiert mit der Anschaulichkeit eines sensiblen Pantominen, um den Ernst des Leisen zu verteidigen.

Das bedeutet, dass jede Stimme zählt, dass Abphrasierungen vor neuen Themenblöcken eine Sinngebung von Nachhall transportieren. Am Ende des Andante mit der geheimnisvollen Bratschenmelodie scheint in den äußerst leisen Pizzikati der ganze Satz nachzuklingen. Aus dieser Feinarbeit erheben sich die Steigerungen organisch wie beglänzte Gebirge.

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