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Hinter Gittern: Viele Museumsbestände bleiben verborgen

© dpa

Initiative "Kunst auf Lager": Reiches im Keller

Die Initiative "Kunst auf Lager" will in Depots verborgene Museumsschätze zugänglich machen. Über zwei Drittel der Bestände blieben ungezeigt, mahnt die Initiative - und will Restaurierung, Erforschung und bessere Lagerbedingungen finanzieren.

Die Symbolik des Ortes passt. Frisch restauriert zieht das Anatomische Theater auf dem Tierärztlichen Campus der Humboldt-Uni die Blicke auf sich, ein Juwel des Klassizismus, von Langhans, dem Architekten des Brandenburger Tores entworfen. Kaum jemand wusste, dass das Theater überhaupt noch existierte. Ähnlich hochkarätige Kulturschätze, die nur darauf warten, aufpoliert und ins rechte Licht gesetzt zu werden, gibt es massenweise in Deutschland – da ist sich die Initiative „Kunst auf Lager“ ganz sicher.

Im Anatomischen Theater stellte das neue Bündnis aus vorerst zwölf namhaften Kulturstiftungen seine hehren Ziele vor. Es will die Museen ermutigen, sich wieder stärker den verborgenen Schätzen in den eigenen Depots zu widmen. Dort sehe es oft nicht gut aus, so die Diagnose. Mit dem Bewahren und Erforschen ihrer Bestände seien die Häuser vielfach in Rückstand geraten, behauptet Sebastian Giesen von der Hamburger Reemtsma-Stiftung.

60 bis 90 Prozent der Museumsbestände bleiben ungezeigt

Viele Kulturgüter seien in Gefahr, weil oft das Geld und Personal für einfachste Maßnahmen fehle: für eine sachgerechte Lagerung oder Klimatisierung, die womöglich schon durch den Einbau neuer Fenster zu bewerkstelligen wäre, so Philip Kurz von der Wüstenrot-Stiftung. Oder wertvolle Kunstwerke bleiben im Depot, weil sie erst restauriert werden müssten, um gezeigt zu werden. Der Restaurator des Aachener Stadtmuseums berichtet, welche Überraschungen alleine eine genaue Überprüfung der Holzarten religiöser Skulpturen aus seiner Sammlung ans Licht brachte: scheinbar wenig wertvolle „Depotleichen“ entpuppten sich als seltene Meisterwerke, die nun stolz in der ständigen Sammlung gezeigt werden.

Rund 6000 Museen gibt es in Deutschland, zwischen 60 und 90 Prozent ihrer Bestände werden aus den verschiedensten Gründen nicht gezeigt. Die neue Lobby für die unsichtbaren Kulturgüter stellt keinen neuen Geldtopf zu Verfügung, signalisiert aber großes Interesse daran, entsprechende Projekte zu fördern. Jetzt müssen die Museen nur noch Anträge schreiben. Wenn sie denn das Personal dafür haben.

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