zum Hauptinhalt

Kultur: Innehalten in der Bilderflut

Der Blick kann den Bildern kaum standhalten. Ein hungerndes Kind ist zu sehen, daneben bewaffnete Soldaten, ein anderes zeigt Britney Spears und einen Taliban-Kämpfer.

Der Blick kann den Bildern kaum standhalten. Ein hungerndes Kind ist zu sehen, daneben bewaffnete Soldaten, ein anderes zeigt Britney Spears und einen Taliban-Kämpfer. Es sind Gemeinschaftsarbeiten der Berliner Maler Hans Jörg Mayer und Michel Majerus (Galerie neugerriemschneider, Linienstraße 155, bis 25. Januar; Dienstag bis Sonnabend 11-18 Uhr). Als Vorlage dienten den Künstlern Medienbilder aus Hochglanzmagazinen oder Prospekten der Zeugen Jehovas – Endzeitvisionen, die sie in knallig-farbiger Leichtigkeit nebeneinander stellten und bis in die Abstraktion auflösten. Es ist kaum mehr abzulesen, wer auf den drei großformatigen Gemälden was gemalt hat. Ihre Autorenschaft haben die beiden Künstler hinter das gemeinsame Projekt gestellt. Es war der Anfang und das Ende einer ungewöhnlichen Kooperation: Michel Majerus ist kurz vor der Ausstellung tödlich verunglückt (Tagesspiegel vom 8. November). Heute ist es unmöglich die Katastrophenszenarien unabhängig von dem Unfall zu sehen, frieren sie doch, wie ein innerer Film, vertraute Bilder ein. Dabei positionierten Mayer und Majerus eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Malerei in der medialen Bilderflut. In ihren Gemälden wird aber auch die unbändige Lust am Malen spürbar, als wäre das ein Trost. „Letzte Tage“ heißt die Ausstellung. Der Titel stand schon seit Monaten fest.

Katrin Wittneven

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false