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Kultur: Insel der Toleranz im Zweistromland

Das Islamische Museum zeigt die „Dschazira“

Auf einer Kupfermünze prangt eine behelmte Athena, auf einer anderen das Porträt Kaiser Konstantins des Großen. Hellenistische, römische, byzantinische Motive auf unterschiedlichen Münzen, aus einer Zeit und einer Region. Sie sind Sinnbild liberaler Fürsten, Relikte einer mittelalterlichen Gesellschaft, die von unterschiedlichen Ethnien und Religionen geprägt war.

Geschichten aus dem Zweistromland, aus Orten wie Mosul, Bagdad oder Damaskus, klingen in der heutigen Zeit meist nach Gewalt und Intoleranz. Dass das nicht immer so war, zeigt eine kleine Ausstellung im Berliner Museum für Islamische Kunst im Pergamonmuseum. „Die Dschazira“ (Insel), so der Titel der Schau, ist der Name der Landschaft, die sich zwischen Euphrat und Tigris, den größten Flüssen Vorderasiens, erstreckt. Die dort im 12. und 13. Jahrhundert regierenden Kleinfürsten waren zwar ohne großen politischen Einfluss, aber wirtschaftlich war die Region gerade wieder erblüht. Die Fürsten wetteiferten um die führende Rolle in der Kunst. Das Ergebnis: technische Neuerungen wie die Räucherkugel oder der luxuriöse Schreibkasten, die mit Gold und Silber eingelegt wurden. Gerade die Stadt Mosul war berühmt für ihre silbertauschierten Metallwaren, gefertigt für eine wohlhabende Oberschicht.

In einigen Städten der islamisch regierten Dschazira lebten so viele Christen wie Muslime, manchmal stellten sie sogar die Mehrheit. Ihre vielfältige Bilderwelt inspirierte vor allem die Metallkünstler zu figürlicher Darstellung, wie der Engel auf einer der Kupfermünzen belegt. Das Museum für Islamische Kunst zeigt noch bis 2. September 2007 eine Auswahl eigener Stücke aus dieser bislang eher unbekannten Kunstregion, ergänzt durch Leihgaben aus der Kopenhagener David Collection und dem Staatlichen Museum für Völkerkunde in München.

Juliane Schäuble

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