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Kultur: Internationaler Frauentag: "Die Ehre wird ihnen abgesprochen" - Amnesty-Sprecherin Vogt über erste Erfolge weiblicher Gegenwehr

Sina A. Vogt (34) ist Sprecherin von Amnesty International Deutschland.

Sina A. Vogt (34) ist Sprecherin von Amnesty International Deutschland.

Die Probleme von Frauen in Deutschland drehen sich vorrangig um die Vereinbarkeit von Job und Familie. In anderen Teilen der Welt geht es um viel existenziellere Dinge. Was sind die schlimmsten Probleme?

In allen Teilen der Welt werden Frauen immer noch schlimmste Menschenrechtsverletzungen zugefügt, nur weil sie Frauen sind. Wir haben in unserem aktuellen Bericht zu Frauen und Folter, der auch im Internet unter www.amnesty.de nachzulesen ist, auch das Augenmerk auf Frauen gelegt, die im privaten Umfeld Opfer von Gewalt werden.

In welchen Ländern ist die Lage besonders dramatisch?

In Staaten wie Pakistan, Iran, Irak, Jordanien und der Türkei gibt es Ehrtötungen von Frauen. Dort wird Frauen zwar eine eigene Ehre abgesprochen, aber sie können durchaus durch falsches Verhalten die Ehre der männlichen Familienmitglieder beschmutzen - etwa durch Reden mit einem männlichen Nachbarn. Um ihre Ehre wieder herzustellen, können die Männer ihre Frauen strafen bis hin zur Tötung. Wir haben mehrere dramatische Einzelfälle dokumentiert.

Hat die internationale Gemeinschaft denn Mittel, um etwas dagegen zu tun?

Es gibt internationale Menschenrechtsabkommen, denen Staaten beitreten können, zum Beispiel die Konvention zur Abschaffung der Diskriminierung der Frau, der viele Staaten beigetreten sind. Wir fordern natürlich, dass noch mehr Staaten dazukommen, aber auch umsetzen, was dort geschrieben ist. Und auch die Anti-Folter-Konvention, die 1984 verabschiedet wurde, sagt, dass Staaten ihre Bürgerinnen und Bürger vor Übergriffen schützen müssen. Das Verbot der Folter bindet als Gewohnheitsrecht alle Staaten.

Wo wurde denn schon etwas erreicht, wo die Lage von Frauen schon deutlich verbessert?

Auf zwei Feldern gibt es Erfolge: Das eine ist die Genitalverstümmelung, die vor allem in afrikanischen Ländern wie Somalia, Kamerun, Burkina Faso, Kenia, Guinea, Mali stattfindet. In Guinea sind 70 bis 90 Prozent der Frauen von Genitalverstümmelung betroffen. Dort und in anderen afrikanischen Ländern haben sich mittlerweile starke Frauenbewegungen gebildet, die gegen diese Verstümmelungen angehen. In Guinea zum Beispiel erreichten sie, dass in einer symbolischen Aktion im vergangenen Sommer Hunderte von Beschneiderinnen öffentlich ihre Messer abgegeben haben.

Der andere Erfolg ist, dass Vergewaltigungen im Krieg mittlerweile als Kriegsverbrechen anerkannt werden - seit Februar auch durch ein Urteil des Haager Gerichtshofs.

Gibt es in Europa denn auch Menschenrechtsverletzungen an Frauen?

Ja, es gibt zum einen die häusliche Gewalt gegen Frauen, und zum anderen das Problem von Frauenhandel und Zwangsprostitution. Diese Frauen, von denen viele aus Osteuropa stammen, leben und arbeiten unter extrem unmenschlichen Bedingungen.

Das Interview führte Fatina Keilani.

Die Probleme von Frauen in Deutschland drehen sich

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