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Satellitenaufnahmen bestätigen nach UN-Angaben die Zerstörung des Baal-Tempels in Palmyra.

© AFP

IS-Terror in Syrien: Palmyra-Archäologe fordert internationalen Schutz

Der IS zerstört in Syrien Jahrtausende alte archäologische Schätze, um die Geschichte umzuschreiben. Ein Palmyra-Forscher verlangt nun internationalen Schutz.

Der Palmyra-Forscher und Archäologe Andreas Schmidt-Colinet hat internationalen Schutz für Kulturschätze und Menschen in Syrien verlangt. „Ich bin zornig, dass die Staatengemeinschaft weder Syrien noch die Syrer schützt“, sagte Schmidt-Colinet dem Zeit Magazin.

30 Jahre lang leitete er die deutsch-syrischen Ausgrabungen in Palmyra. Heute beklagt er den Tod seines einstigen Kollegen Chaled al-Asaad, der sich „vor seine geliebten Ruinen“ gestellt habe, „wie ein Kapitän, der als Letzter von Bord geht“. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) habe Asaad, der jahrzehntelang für die Ausgrabungen im berühmten Palmyra verantwortlich war, eingesperrt und gefoltert, „damit er das Versteck von drei Tonnen antiken Goldes verrate. Doch die gibt es nicht. Also wurde er hingerichtet“.

Nach Einschätzungen des Gewaltforschers Wilhelm Heitmeyer will der IS die Menschheitsgeschichte umschreiben. Das sei der Grund für die radikale Zerstörung Jahrtausende alter archäologischer Schätze durch die Extremisten. „Dafür müssen andere Kulturen zerstört und die Erinnerung an sie ausgelöscht werden“, sagte Heitmeyer der Wochenzeitung Die Zeit. Die Islamisten wollten „eine unantastbare überlegene kulturelle Identität und Ordnung erschaffen“.

Solche Taten seien häufig die Folge massiver Unterlegenheitsgefühle, so Heitmeyer, der am Bielefelder Institut für Konflikt- und Gewaltforschung arbeitet. Akteure, „die sich selbst als Opfer wahrnehmen, werden gefährlich, wenn sich ihre Ohnmacht plötzlich in Allmacht verwandelt.“ Dies könne man derzeit in Syrien beobachten.

Satellitenbild von Palmyra.
Vor der Zerstörung durch den IS stand das antike Bauwerk noch.

© AFP

Der Verlust des Baal-Tempels hat weitreichende Folgen

Die Ruinenstadt Palmyra sei ein Symbol für kulturelle Vielfalt, Menschen verschiedenster Religionen und Herkunftsländer seien einander dort friedlich begegnet. Daher habe der Verlust der Tempel weitreichende Folgen. „Wenn es dem IS gelänge, Palmyra zu zerstören, würde er auch ein sichtbares Zeugnis einer Zeit vernichten, in der Christen und Muslime eine friedliche Gemeinschaft gebildet haben.“

Der IS hatte Palmyra vor einigen Monaten unter seine Gewalt gebracht und Kunstschätze zerstört. Am Dienstag bestätigten die Vereinten Nationen die Zerstörung des größten Tempels in der Oasenstadt. (KNA)

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