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Kultur: Israel: "Bibi der Lügner" steht vor seinem großen Comeback

Der ehemalige nationalkonservative Ministerpräsident Israels, Benjamin Netanjahu, steht mit großer Wahrscheinlichkeit vor seinem politischen Comeback. Bei den Umfragen liegt er weit vor seinem Nachfolger Ehud Barak, der mit seinem Rücktritt letztlich verhindern will, dass Netanjahu wiederum sein Nachfolger wird.

Der ehemalige nationalkonservative Ministerpräsident Israels, Benjamin Netanjahu, steht mit großer Wahrscheinlichkeit vor seinem politischen Comeback. Bei den Umfragen liegt er weit vor seinem Nachfolger Ehud Barak, der mit seinem Rücktritt letztlich verhindern will, dass Netanjahu wiederum sein Nachfolger wird. "Bibi" Netanjahu wird neuer Regierungschef in Jerusalem, falls folgende Bedingungen erfüllt werden: Erstens muss er zur Direktwahl des Ministerpräsidenten mittels Gesetzesänderung zugelassen werden, oder es müssen zweitens sowohl Wahlen für dieses Amt als auch die Knesset nach dem gegenwärtigen Verfahren erfolgen; drittens dürfen sich Barak und Palästinenserpräsident Jassir Arafat nicht auf irgendein Abkommen oder gar einen Friedensvertrag einigen, wozu die Chancen laut Barak nur rund zehn Prozent betragen. Mit anderen Worten: Der nächste Regierungschef wird Netanjahu heißen, wenn ihm nicht ein "Betriebsunfall" passiert oder ihm seine eigene Partei ein Bein stellt.

"Dieser Mann baut auf ihrem kurzen Gedächtnis auf", warnte eine Lokalzeitungskette unter einem Porträt Netanjahus auf dem Titelblatt die Leser. Tatsächlich glaubt Netanjahu, alle seine zum Teil peinlichen Fehlleistungen, seine an der Grenze zum Kriminellen gelagerten Skandale, sein von der Justiz scharf verurteiltes persönliches Verhalten seien ebenso vergessen und verziehen wie seine verheerende Politik als Regierungschef. In zahllosen langen Gesprächen vor allem mit den Meinungsmachern versuchte der angesichts der schweren Unruhen sich selbst als einfacher "besorgter Bürger" bezeichnende Machtmensch als "verbesserter Bibi", als "geläuterter Bibi", als "Bibi plus" zu geben, der aus seinen Fehlern gelernt habe.

Doch die Öffentlichkeit mag vieles oder alles vergessen haben, wie die Umfragen zu beweisen scheinen. Netanjahus Gegner in der eigenen Partei, allen voran Oppositionsführer Ariel Scharon, und seine Kritiker in den Medien werden ihm und dem Wähler alles in Erinnerung rufen, was er mit seiner nach wie vor brillanten Rhetorik zu übertünchen versucht. Von Scharon muss er, wenn es tatsächlich zum parteiinternen Kampf um die Kandidatur kommen sollte, unbarmherzige Schläge auch unter die Gürtellinie befürchten.

Letzteres tut ihm weniger weh als früher, denn nun steht "Bibi der Lügner" "Ehud der Unglaubwürdige" gegenüber, der Unterschied scheint demnach minimal. Doch während Netanjahus persönliche Moral für sein schlechtes Image verantwortlich war, stolperte Barak über seinen unverständlichen politischen Zickzackkurs und nicht eingehaltene Terminversprechungen. Barak behauptet zwar, er habe einen Grossteil seiner Wahlversprechen eingehalten, doch gemäss seinen damaligen Worten als frisch angetretener Regierungschef müsste jetzt in und um Israel Frieden herrschen. Stattdessen wird aber auf die Palästinenser geschossen, mit den Syrern nicht mehr verhandelt und Israels Gesellschaft ist politisch tief gespalten.

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