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Kultur: Italiens dunkle Seele

Alberto Giuliani über das „Leben mit der Mafia“

Von Maris Hubschmid

Vier Jahre sind vergangen, seit Roberto Savianos Mafia-Buch „Gomorrha“ die westliche Welt in Aufruhr versetzte. Jetzt hat der italienische Fotograf Alberto Giuliani mit einem Bildband nachgelegt: „Malacarne. Leben mit der Mafia“ dokumentiert einen Alltag in Italien, der gar nicht so romantisch ist. Einen Alltag, der von der Kriminalität durchdrungen ist, in dem Blut, Geld und Macht die Regeln bestimmen. Und jeder sieht darüber hinweg – oder ist längst Teil des Systems. Mehr zufällig habe er begonnen, hinter die Kulissen der allgegenwärtigen Verbrechen zu schauen, so Giuliani. Entdeckt hat er dabei die dunkle Seele Italiens.

Seine Botschaft gleicht der von Saviano: Die Mafia ist überall, in den Hinterhöfen ebenso wie in den Chefetagen. Sie besticht die Politik nicht mehr, sie macht Politik – und kann problemlos als Europas größtes Wirtschaftsunternehmen bezeichnet werden. Wer das nicht glaubt, sehe nur nicht aufmerksam genug hin. „Ich liebe mein Land, aber ich schäme mich dafür“, sagt Giuliani. Begleitet werden seine Fotos von Texten namhafter italienischer Schriftsteller, das Vorwort hat Roberto Saviano geschrieben.

Saviano muss inzwischen im Untergrund leben. Alberto Giuliani hat das nicht davon abgehalten, seine Arbeit fortzusetzen. Dass er ein hohes Risiko eingegangen ist, weiß er genau. „Aber in Italien kann man überall dabei sein, wenn man als der Freund eines Freundes eingeführt wird.“ Maris Hubschmid

Alberto Giuliani: Malacarne.

Leben mit der Mafia. Fotobildband, mit zwei Hör-CDs.

Earphone, Edel, Hamburg 2010. 120 S., 30 €.

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