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Hermann Parzinger, Präsident der Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz, beim Jahresempfang.

© Gregor Fischer/dpa

Jahresempfang Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Schmales Programm

Die Ausstellungsvorschau zeigt: Nur wenn der Bund mehr Geld für Ausstellungen gibt, kann Berlin mit Paris oder London mithalten.

Vor Jahren verabschiedete sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz von ihrer traditionellen Pressekonferenz zu Jahresbeginn. Sie wurde als zu schwer, zu langatmig empfunden. Das neue Format, in wechselnden Häusern der Stiftung und der Staatlichen Museen, ein von einem erprobten Radio-Moderator witzig aufgelockertes, straff durchgezogenes Get-together zu veranstalten, geht dementsprechend mit einem spürbaren Verlust an Informationsgehalt einher.

Gut, vielleicht muss man nicht alle Details des Jahresprogramms kennen; sie werden zum Auftakt der jeweiligen Veranstaltung ohnehin ausgebreitet. Diesmal fand der „Jahresempfang“ – so heißt das nun – in der James-Simon-Galerie statt, die in der noch kurzen Zeit ihres Bestehens bereits eine Million Besucher gesehen hat, wie Stiftungspräsident Hermann Parzinger in seiner wie immer frei vorgetragenen Ansprache betonte.

Staatsbibliothek Unter den Linden in diesem Jahr fertig

Die Besucherzahlen der Staatlichen Museen haben sich gleichfalls erfreulich entwickelt, mit 4,2 Millionen im abgelaufenen Jahr um eine halbe Million besser als 2018, und das ohne Neue Nationalgalerie. Deren Grundsanierung werde zum Jahresende abgeschlossen sein, dann gibt’s ein paar Tage der Offenen Tür, und im kommenden Frühsommer steht die Wiedereröffnung an.

Bereits in diesem Jahr wird die Staatsbibliothek Unter den Linden endlich fertig sein: „Wir eröffnen eine zukunftsorientierte Forschungsbibliothek,“ – so Parzinger – „die gleichzeitig ein Schatzhaus ist.“ In diesem Jahr ganz besonders: Da kann das Haus seinen – immerhin weltgrößten – Handschriftenbestand des Jubilars Beethoven vorführen, in einer Ausstellung, die zwangsläufig den Titel „Diesen Kuss der ganzen Welt!“ trägt.

In diesem Jahr wird die Sanierung der Staatsbibliothek Unter den Linden fertiggestellt.
In diesem Jahr wird die Sanierung der Staatsbibliothek Unter den Linden fertiggestellt.

© Jens Andreae/ BBR

Das Ausstellungsprogramm der anderthalb Dutzend Staatlichen Museen ist demgegenüber schmal, was beim „Jahresempfang“ elegant überspielt wurde. Eine Ausstellung zur Spätgotik in der Gemäldegalerie – „75 Prozent aus eigenem Bestand!“ – und eine zum belgischen Symbolismus in der Alten Nationalgalerie, dazu „Germanen“ in der James-Simon-Galerie – also nicht furchtbar umfangreich – sowie fürs Zeitgenössische die Mode der Claudia Skoda im Kunstgewerbemuseum: Das ist in der Summe schlicht zu wenig.

Das herkömmliche Museum steht zur Diskussion

Kulturstaatsministerin Grütters als Vertreterin des Hauptgeldgebers Bund sollte, statt bei den von ihr bevorzugten Bauvorhaben die Millionen beidhändig zu verteilen, lieber eine fühlbare Summe für Ausstellungen drauflegen. So wie jetzt kann Berlin mit Paris oder London nicht im Entferntesten mithalten.

„Die Spartentrennung zwischen Museen, Archiven, Forschungseinrichtungen wird immer stärker überwunden“, ließ Parzinger in seinen Ankündigungen beiläufig fallen. Diesen Satz kann man gar nicht aufmerksam genug lesen. Denn was zur Diskussion steht, ist das herkömmliche Museum. Soll es sich in einem allumfassend gedachten Wissenschafts- und Veranstaltungsbetrieb auflösen? Derlei wird weltweit diskutiert.

Sogar die Kernaufgabe des Sammelns steht mittlerweile bei einschlägigen Tagungen infrage. Darüber wird hoffentlich gestritten werden – am besten in Berlin, mit seiner herausragenden Museumstradition.

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