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Peter Raue, Vorstandsvorsitzender der James-Simon-Stiftung, Barbara Lambrecht-Schadeberg, die aktuelle Preisträgerin sowieBundespräsident Joachim Gauck.

© Krombacher Brauerei GmbH & Co.

James-Simon-Preis: Praktisch, mäzenatisch, gut

Mäzenin Barbara Lambrecht-Schadeberg ist im Berliner Bode-Museum mit dem James-Simon-Preis ausgezeichnet worden.

Barbara Lambrecht-Schadeberg? Kaum einer kannte die Trägerin des diesjährigen James-Simon-Preises vor der Verleihung. Aber irgendwie verband sie gerade das mit dessen Namensgeber, dem großen Berliner Mäzen, der erst seit ein paar Jahren dem Vergessen entrissen worden ist, in das der Nationalsozialismus den jüdischen Kaufmann und Wohltäter gestoßen hatte: James Simon trat hinter das Engagement zurück, mit dem er die Berliner Museen bereicherte und sich für die Verbesserung des Lebens der kleinen Leute einsetzte.

Auch die kleine, ältere Dame, die am Donnerstag im Gobelinsaal im Bode-Museum den Preis in Empfang nahm, war erst nach einigem Zögern bereit, sich auszeichnen zu lassen. Einfühlsam-ironisch umschrieb der Laudator, der frühere NRW-Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, ihren Gemütszustand angesichts des Preises: „Ich Landpomeranze und Berlin und James Simon – das geht doch alles gar nicht!“

Dabei war es die Absicht bei dieser vierten Verleihung des Mäzenaten-Preises, den Blick auf eine Persönlichkeit zu lenken, die in ihrer Aktivität bewusst das Aufsehen meidet. War es das, was den Bundespräsidenten veranlasste, der Dame aus dem Siegerland die Ehre zu erweisen? Auf sehr persönliche, spürbar bewegte Weise nutzte Joachim Gauck die Preisverleihung, um das Loblied auf den Geist bürgerlicher Gesinnung anzustimmen. Er sah diesen Geist ebenso in dem großen Berliner Mäzen James Simon am Anfang des vorigen Jahrhunderts am Werke wie in Barbara Lambrecht-Schadeberg. Als Gesellschafterin eines mittelständischen Familienunternehmens aus dem westfälischen Krombach hat sie ihr halbes Leben dafür verwandt, Kultur und Soziales zu fördern. Weil ihr, so Gauck, das „Gedeihen des Gemeinwesens ein wirkliches Anliegen und eine rege empfundene Verpflichtung ist.“

Die entschiedene Protestantin hatte zunächst die Diakonie und das Rote Kreuz gefördert. Nach der Wende baute sie die Unterstützung evangelischer Schulen mit einer Stiftung vor allem für die neuen Bundesländer und in Ostmitteleuropa breit aus. Ein Orchester wie die Philharmonie Südwestfalen in Siegen verdankt ihr – so Grosse-Brockhoff, der als Landespolitiker weiß, wovon er da redet – schlechterdings seine Weiterexistenz. Für das dortige Museum für Gegenwartskunst übernimmt sie die Defizite und sorgt mit einer Stiftung dafür, dass für das Haus über den alle fünf Jahre verliehenen Peter-Paul-Rubens-Preis Werke der Preisträger angekauft werden können: Die Liste der Werke, die so den Weg nach Siegen gefunden haben, reicht inzwischen von Hans Hartung über Francis Bacon und Lucian Freud bis zu Sigmar Polke.

Und weil der mäzenatische Tatendrang von Lamprecht-Schadeberg stets ein praktischer ist, verteilte sie die von ihr spontan verdoppelte Preissumme auf gleich drei auch in Berlin engagierte Unternehmungen: das Förderungswerk für Musik-Studenten „Yehudi Menuhin Live Music Now“, die diakonische Einrichtung für Arbeit mit Kindern „Känguru“ sowie das Ramba-Zamba-Theater, das mit behinderten Kinder arbeitet.

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