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Jan Diesselhorst: Der Philosoph

Zum unerwarteten Tod des Cellisten Jan Diesselhorst.

Die Berliner Philharmoniker haben völlig unerwartet einen ihrer brillantesten Köpfe verloren. Im Alter von nur 54 Jahren ist der Cellist Jan Diesselhorst am Donnerstag einem Herzstillstand erlegen. Aufgewachsen in einer musikliebenden Familie in Göttingen, hatte Diesselhorst bei Alexander Molzahn in Frankfurt/Main sowie bei Wolfgang Boettcher in Berlin studiert, bevor er 1977 das Probespiel bei den Philharmonikern bestand. Obgleich eher ein stiller Charakter, engagierte er sich in den Gremien der „Orchesterrepublik“, ab 2003 im Fünferrat, ab 2005 als Orchestervorstand: Das war seine Art, sich dankbar für das Privileg der künstlerischen Selbstbestimmung zu zeigen.

Seit Kindertagen war es der Wunsch des Musikers gewesen, in einem Streichquartett mitzuspielen. Mit seinen Orchesterkollegen Daniel Strabrawa, Christian Stadelmann und Neithard Resa gründete Jan Diesselhorst 1985 das „Philharmonia Quartett“, das sich schnell zu einer gefragten Kammermusik-Formation entwickelte. Auch mit seiner Frau, der Pianistin Gesine Tiefuhr, konzertierte er regelmäßig. Im Kreis der berühmten „12 Cellisten“ trug er den ehrenvollen Spitznamen „Philosoph“: Ein umfassend gebildeter Humanist und Grappa-Connaisseur, der im Streicherzimmer der Philharmonie nie ohne anspruchsvolle Lektüre anzutreffen war. F. H.

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