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Ikone. Jane Fonda in Cannes.

© Nogier/dpa

Jane Fonda zum 80.: Amerikas aufmüpfige Tochter

Ihr ganzes Leben hat sie für Gleichberechtigung gekämpft. Hollywoodstar, Aktivistin und Fitnessikone Jane Fonda wird 80 Jahre alt.

Von Andreas Busche

Das berühmteste Bild von Jane Fonda stammt aus keinem Film. Es ist eine Schwarz-Weiß-Aufnahme der damals 34-jährigen Schauspielerin aus dem Jahr 1972, in Gesellschaft nordvietnamesischer Widerstandskämpfer. Fonda blickt scherzhaft durch das Zielfernrohr eines Flak-Geschützes, als wolle sie ein amerikanisches Flugzeug vom Himmel holen. In der Heimat kam das Foto, auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges, nicht gut an, die amerikanischen Medien warfen „Hanoi-Jane“ Landesverrat vor. Ein Jahr zuvor hatte sie einen Oscar für ihre Rolle als Prostituierte in dem Thriller „Klute“ gewonnen, nun drohte ihr vorzeitiges Karriereende. Vielleicht hat ihre Rehabilitierung auch mit dem unrühmlichen Ende der Nixon-Ära zu tun, die die Erinnerungen an den sogenannten Befreiungskrieg infrage stellte. Das berüchtigte Vietnamfoto hält man Jane Fonda, die an diesem Donnerstag ihren 80. Geburtstag feiert, bis heute vor, auch wenn sie sich wiederholt bei ihren Landsleuten entschuldigt hat. Hollywood vergab ihr dennoch. In den 70ern war Jane Fonda ein Star.

Das Foto von „Hanoi-Jane“ markiert nur einen von vielen Wendepunkten in Fondas Leben. Die Tochter von Hollywoodstar Henry Fonda, Schwester von „Easy Rider“-Star Peter, litt schwer unter der Bürde, in eine Schauspielerfamilie hineingeboren worden zu sein. Henry, der mit seinen strahlenden Augen stets das gute Gewissen Amerikas verkörperte, war kein guter Vater. Ihre Schauspielambitionen kommentierte er mit den Worten „deine Beine sind zu dick“, schreibt sie 2005 in ihrer Biografie „My Life So Far“. Der Patriarch hat die Karrieren seiner Kinder nie gefördert, in den 60er und 70er Jahren waren die Fonda-Fehden ein gefundenes Fressen für die Klatschpresse. 1980, zwei Jahre vor seinem Tod, stehen Vater und Tochter in „Am goldenen See“ zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera.

Das schwierige Verhältnis zum Vater prägte die gesamte Karriere von Jane Fonda. Die Ehe mit „Barbarella“-Regisseur Roger Vadim, der sie zum blonden Pin-up-Püppchen degradierte, verlief unglücklich, ihr Einsatz gegen den Krieg, für Frauenrechte und die Umwelt war auch ein Protest gegen den Vater. „Klute“ stellt in der Karriere Fondas eine wichtige Zäsur dar, ein Bruch mit weiblichen Rollenklischees. Der Film verlieh dem schleichenden Unbehagen in Amerika zu Beginn der 70er Ausdruck.

Sie stand auf der schwarzen Liste des FBI

Mit ihrem Drehpartner Donald Sutherland organisierte sie einen landesweiten Vietnamprotest, der sie auf die schwarze Liste des FBI brachte. Für das Veteranendrama „Coming Home“ erhielt Jane Fonda 1978 ihren zweiten Oscar, mit Michael Douglas drehte sie im selben Jahr den AKW-Thriller „Das China Syndrom“, der kurz nach der Katastrophe von Harrisburg in die Kinos kam. Und an der Seite von Dolly Parton und Lily Tomlin stand sie 1980 in der Erfolgskomödie „Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um?“ vor der Kamera.

Fondas populistischem Feminismus verdankt sich auch eine erfolgreiche Reihe von Fitnessvideos für Frauen. Seit Mitte der nuller Jahre, nach ihrer Ehe mit dem Medienmogul Ted Turner, steht Jane Fonda wieder regelmäßig vor der Kamera, zuletzt für Netflix mit Lily Tomlin in der Serie „Grace und Frankie“ und neben Robert Redford in dem Liebesfilm „Unsere Seelen bei Nacht“. Ihr ganzes Leben hat Jane Fonda für Gleichberechtigung gekämpft. Mit 80 Jahren geht sie noch mit gutem Beispiel voran.

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