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Kultur: Janitscharenmusik

Wer sich schon zu Beginn seiner Karriere mit solch schweren Brocken wie den Schumann-Variationen op.9 von Brahms und der Kreisleriana op.

Wer sich schon zu Beginn seiner Karriere mit solch schweren Brocken wie den Schumann-Variationen op.9 von Brahms und der Kreisleriana op.16 von Schumann hervorwagt und damit sein Publikum nicht vergrault, sondern bei Laune hält, der hat klavieristisch bereits einiges drauf.Und der hat zu Recht seine Chance bekommen in einer der Sommermatineen im Musikinstrumenten-Museum, wie die 1972 in Karslruhe geborene Pianistin Katharina Olivia Brand.Konsequent meidet sie jeden billigen Oberflächenglanz und sucht in vitalster Form selbst bei einem solch harsch verdichteten und vertrackten Werk wie den Schumann-Variationen von Brahms stets das musikalisch Wesentliche mitzuteilen.

Sicherlich legten ihr dieser kontrapunktisch ausgepichte Brahms und der nicht minder anspruchsvolle Schumann noch manchen Stolperstein in den Weg.Aber das nötigte schon Respekt ab, wie sie gerade diesem komplizierten, bisweilen sehr querliegenden und gar nicht allzu dankbaren Brahms mit aufsässigem Temperament, mit eiserner Energie, gesunder Empfindungsstärke und mit einem konzentrierten klanglichen Gestaltungswillen im Hinblick auf seine inneren und äußeren Kontraste zu Leibe rückte.Auch bei Schumanns Kreisleriana brachte die junge Künstlerin einen energischen Vorwärtsdrang und technischen Schneid ins Spiel, eine gelegentlich sogar virtuose Wildheit, die dem phantastischen Stück gut ansteht.Woran es ihrer Kreisleriana allerdings noch magelte, war die poetische Subtilität, der verzaubernde Anschlag, die unheimlich düstere E.T .A.Hoffmann-Magie.Obwohl auch Mozarts allbekannter A-Dur-Sonate KV 331 noch etwas das sinnliche Leuchten, das verspielte Glück fehlte, hinterließ sie in dem eigensinnig gegensatzreich, geradezu drastischen Zuschnitt, den phantasievollen Verzierungen, dem spielerischen Drive den nachhaltigsten Eindruck.Da muß gar nicht alles überbrillant auf den berühmten Punkt kommen, macht es einfach Spaß, wenn die feinen innermusikalischen Verästelungen so differenziert verdeutlicht werden oder wenn beim abschließenden Hit "Alla turca" gleich eine ganze Janitscharenkapelle in derb prasselnder Bravour loszulegen scheint.

ECKART SCHWINGER

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