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Kultur: Jasminduft

Ein chinesisch-deutscher Abend im Konzerthaus.

Das Chinesische Kulturjahr in Deutschland endete, wie es begonnen hatte: mit einem festlichen Konzert im Konzerthaus und diplomatischen Worten, in diesem Fall vom chinesischen Botschafter Shi Mingde und Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Als Brückenschlag zwischen den Kulturen sollte die Premiere von Mahlers „Lied von der Erde“ in Cord Garbens Bearbeitung für Orchester und traditionelle chinesische Instrumente fungieren, dargeboten vom Zhejiang Symphony Orchestra unter seinem charismatischen Leiter Muhai Tang. Der authentische ethnische Touch, den die Flöten-, Kniegeigen-, Zither- und Lautenklänge lieferten, entlarvten Hans Bethges Texte mit ihren Porzellanpavillons jedoch oft eher als China-Klischees.

Der künstlerische Mehrwert der musikalischen Joint-Ventures der zweiten Konzerthälfte war größer: Hier erklangen Orchesterkompositionen der Zeitgenossen Chen Qigang, Zhao Songting und Lu Pei; sie boten Beispiele dafür, wie man traditionelle Melodien und Spieltechniken dafür nutzen kann, um einen populären, aber stimmigen symphonischen Sound mit erkennbar chinesischem Antlitz zu schaffen.

Dass Volksmusik mehr ist als Folklore, das zeigte – wenn man es so hören wollte – die letzte Zugabe, das populäre Lied Mo Li Hua (Jasmin) nämlich, das die hoch qualifizierten jungen Orchestermusiker ohne Dirigent spielten. Das Stück ist bekannt als Zitat in Puccinis „Turandot“ und als völkerverbindende Siegerhymne bei der Olympiade in Peking. Und es wurde von chinesischen Staatspräsidenten ebenso gerne gesungen wie von Oppositionellen, die es nach der tunesischen Jasmin-Revolution in sozialen Netzwerken posteten und es so zu einem nicht zensierbaren Symbol ihres Rufes nach Reformen machten. Carsten Niemann

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