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Kultur: Jazz geht’s los

Festtage spiegeln sich seit jeher in Ritualen wieder, die man mögen kann oder nicht. In manchen Dörfern ist es etwa Brauch, dass an bestimmten Tagen im Jahr die unverheirateten Männer nachts umherziehen, Mülltonnen ihrem Zweck entfremden und Gartentore aushängen.

Festtage spiegeln sich seit jeher in Ritualen wieder, die man mögen kann oder nicht. In manchen Dörfern ist es etwa Brauch, dass an bestimmten Tagen im Jahr die unverheirateten Männer nachts umherziehen, Mülltonnen ihrem Zweck entfremden und Gartentore aushängen. In Berlin, wo ja besonders viele Kleinstädter wohnen, die ihren gewohnten dörflichen Strukturen entfremdet wurden, hat man dieses pubertäre Brauchtum am 1. Mai aufgegriffen und dabei mitunter reichlich übertrieben. Dank neuer Polizeistrategien ließ man in den vergangen Jahren weitgehend von Räuber- und Gendarm-Spielen ab und wendet sich nun wieder dem Wesentlichen zu: der Trink- und Tanzkultur.

Die hat seit jeher als „Tanz in den Mai“ ihre Berechtigung und bricht sich in einer unüberschaubaren Fülle an Festaktivitäten Bahn. Dieses Jahr kann man gleich drei Tage durchfeiern: Freitag bis Sonntag. Wenn man trotzdem einen Höhepunkt herausgreifen soll, dann wäre das wohl am ehesten der Besuch eines äußerst seltenen Gastes. Jazzman Gerald hat sich einer Musik verschrieben, die man gewöhnlich in Kreisen von Rollkragenträgern und auf Frühschoppen zu Hause wähnt. Tatsächlich aber kann Jazz eine äußerst tanzbare Musik sein. Der Londoner DJ gräbt seit Jahren vergessene Schätze zwischen Jazz, Soul und R&B aus und presst sie neu auf Vinyl.

An seinem Label „Jazzman“ kommt kaum ein DJ vorbei, der Alt mit Neu, Melodie mit Rhythmus mischen möchte oder ein Sample sucht. Zudem bespielt er ein eigenes Internetradio (www.jazzmanrecords.co.uk). Wenn Jazzman Gerald am 29.4. ab 22 Uhr im Bohannon (Dircksenstr. 40, Mitte) auflegt, ist seine Musik sicher eine Variante, den Übergangsritualen auf stilvolle Art und Weise zu entkommen.

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