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Die spanische Sängerin Buika.

© Buika, Gestaltung: Node Berlin Oslo

Jazzsängerin Buika in Berlin: Ein letzter Drink

Rumba, Flamenco, Jazz: Die spanische Sängerin Buika gab im Berliner Haus der Kulturen der Welt ein wunderbares Konzert.

Concha Buika kennt keine Grenzen. In Palma de Mallorca als Tochter äquatorialguineanischer Eltern geboren, hörte sie zu Hause Jazz und wuchs auf der Straße mit Flamenco auf. Sie experimentierte mit Rap und House, dann sang sie spanische Couplets in Nachtlokalen. Es war der spanische Regisseur Pedro Almodóvar, der sie entdeckte und förderte. Mit dem kubanischen Pianisten und fünffachen Grammy-Preisträger Chucho Valdés veröffentlichte sie eine Hommage an die mexikanische Sängerin Chavela Vargas. Dieses Album erhielt 2010 einen Latin-Grammy. Buika arbeitete mit Nelly Furtado und der portugiesischen Fado-Sängerin Mariza zusammen, sie trat an der Seite von Chick Corea in New York auf, und für ihr aktuelles Album konnte sie Pat Metheny gewinnen. „Die Musik“, behauptet Buika, „wohnt im Körper, nicht in irgendwelchen Territorien.“

Im rappelvollen Auditorium des Hauses der Kulturen der Welt wird die Sängerin lediglich von Gitarre, E-Bass und minimaler Percussion begleitet. In der Intimität liegt die Stärke der Künstlerin. Und sogleich offenbart sich ihre mächtige, raue und vielschichtige Stimme, die jede Menge Soul und Blues, aber auch einen tief empfundenen Flamenco in sich birgt. Auf der Bühne ist Buika eine barfüßige Weltenbummlerin: „Ich spüre die Musik auch durch meine Fußsohlen.“ Sie singt ein Lamento, zu dem der Gitarrist eine Soleá anstimmt, während Bass und eine afrikanische Djembé-Trommel sich auf einen kubanischen Rhythmus verlegen, der später in eine Art Bolero-Chá mündet. „Siboney“, das schwermütige Lied des kubanischen Komponisten Ernesto Lecuona, gerät unter rollendem Groove zu einer Melange aus ekstatischem Jazz-Scat und Rumba im Flamenco-Stil. Völlig unbeschwert surfen die Musiker auf den Wellen der Tradition und bringen sie schließlich zum Brechen. Dann wieder interpretiert Buika „Santa Lucía“, eine Ballade des andalusischen Rockstars Miguel Ríos, und fügt ihr all das hinzu, was dem Song an Flamenco-Feeling bisher gefehlt hatte.

Am stärksten wirkt die Sängerin allerdings in ihren Eigenkompositionen: Lieder über zwischenmenschliche Dramen, die Buika mal spöttisch, mal mit Verachtung, jedoch stets mit Leidenschaft vorträgt. Das verbindet sie mit der großen Chavela Vargas, deren Stück „El último trago“ – „Der letzte Drink“ – sie als moderne Ranchera großartig inszeniert. Das Publikum liegt ihr inzwischen zu Füßen. Und nach anhaltenden Standing Ovations singt sie jenen Hit, der sie vor zehn Jahren bekannt machte: „Jodida pero contenta“. Es ist ihr Lebensgefühl zwischen den Kontinenten, wie sie grinsend auf Englisch sagt: „I’m fucked but happy.“

Roman Rhode

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