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Kultur: Jubiläum: Lasst Töne sprechen

Mit einer nur gut zwanzigminütigen Komposition wurde er 1963 über Nacht bekannt. Das scharfgeschnittene, erste Violinkonzert von Gerhard Rosenfeld, geschrieben für Gustav Schmahl und von ihm mit der Dresdner Philharmonie uraufgeführt, setzte Akzente.

Mit einer nur gut zwanzigminütigen Komposition wurde er 1963 über Nacht bekannt. Das scharfgeschnittene, erste Violinkonzert von Gerhard Rosenfeld, geschrieben für Gustav Schmahl und von ihm mit der Dresdner Philharmonie uraufgeführt, setzte Akzente. Die Eleganz, der bisweilen leicht sarkastische Gestus, vor allem aber die zeichnerische Klarheit des Ganzen fielen auf. Die Aussparung und leise Askese wurden zum Gütezeichen von Rosenfelds kammermusikalischen wie sinfonisch-konzertanten Arbeiten - und auch von seinen sechs Opern. Gerhard Rosenfeld, der in der Nähe Potsdams, in Bergholz-Rehbrücke, lebt, hat sich stets als sensibel auf Zeitereignisse reagierender Komponist erwiesen. Seine hintersinnig vergnügliche und gelegentlich auch ein bißchen frech verfremdete Musik hat den engstirnigen Funktionären in der einstigen DDR allerdings wenig Freude bereitet. Diebische Freude bereitete sie um so mehr all denen, die ihre ernsten, doppelsinnigen und persiflierenden Züge erkannten.

Ein geistvolles Vergnügen bereitete auch das Konzert des Vokalkreises Potsdam-Sanssouci unter Leitung von Mathias Jacob und des Persius Ensembles Potsdam zum 70. Geburtstag von Gerhard Rosenfeld am Sonnabend in Potsdam. Bei dieser Gelegenheit musizierten zwar die beiden Potsdamer Elite-Ensembles auch Werke von Monteverdi, Gesualdo und Debussy eloquent und brillant zugleich, also von Komponisten, die Rosenfeld besonders verehrt, aber natürlich auch neuere kammermusikalische Werke von Rosenfeld selbst.

In dem noblen Espressivostil, der dezenten Farbigkeit, der filigranen Struktur entpuppten sie sich wieder als unverwechselbarer Rosenfeld: die Solostücke für Violine und Flöte ("Impressions de voyage") sowie Dialoge für Violine und Kontrabass, die eindringlich und phantasiereich von der Kraft der leisen, kantablen Töne sprechen und bisweilen in ihrer stegreifartigen Leichtigkeit an launiges instrumentales Theater erinnern. Das Quintett für zwei Holzbläser und drei Streicher wirkte besonders eindringlich in der dichten Tonsprache von Adagio und Lento, aber auch in dem hart aufgesplitterten, bissigen Gestus in den rasanten Sätzen. Da scheint eine menschliche Leidensgeschichte erzählt zu werden. Ehe der Komponist im Kreise seiner Interpreten in der überfüllten Friedenskirche herzlichst gefeiert wurde, sang der Potsdamer Vokalkreis unter Mathias Jacob noch die Uraufführung der Rosenfeld-Madrigale für fünfstimmigen Chor nach den Gedichten "Aus kalter Höhe, in den Lüften segelnd" und "Folg dem verschlungenen Pfad" von Gerhard Hartmann. Mit ihren subtilen Gedankenbildern, ihrer sehr persönlichen, berührenden Ausdruckshaltung hinterließen sie ihre Spuren.

Eckart Schwinger

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