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JUBILÄUMGedichte und Musik zum 100. Geburtstag von Hilde Domin: Gnade der zweiten Geburt

„Ich, H. D.

„Ich, H. D., bin erstaunlich jung“, bekannte sie einmal in einem autobiografischen Essay. „Ich kam erst 1951 auf die Welt. Weinend, wie jeder in diese Welt kommt. Es war nicht in Deutschland, obwohl Deutsch meine Muttersprache ist. Es wurde spanisch gesprochen, und der Garten vor dem Haus stand voller Kokospalmen. Meine Eltern waren tot, als ich auf die Welt kam. Meine Mutter war wenige Wochen zuvor gestorben.“ Hilde Domin war, als sie die Gnade ihrer zweiten Geburt erfuhr, eine Frau von über 40 Jahren.

Am 27. Juli 1909 geboren, hatte sie als Lyrikerin bis dahin dennoch nicht das Licht der Welt erblickt. Sie arbeitete vor allem für ihren Mann Erwin Walter Palm – es wurde auf der Flucht vor den Nazis in die Dominikanische Republik schnell eine „Liebe im Exil“, wie der gerade bei S. Fischer erschienene Briefband aus den Jahren 1931 bis 1959 heißt. Den ersten Gedichtband „Nur eine Rose als Stütze“ veröffentlichte sie erst 1959, und wenn man sich die „Sämtlichen Gedichte“ ansieht, die zu ihrem 100. Geburtstag nun vorliegen, so ist ihr veröffentlichtes lyrisches Werk überschaubar geblieben. Was in den über 200 Archivkästen lagerte, die sie bei ihrem Tod vor drei Jahren hinterließ, muss die Forschung noch ergründen. Eine treue Anhängerschaft hat sie mit ihrer zugänglichen, leisen, offen nachdenklichen Poesie trotzdem erobert. Im Literaturhotel Friedenau trägt die Schauspielerin Elisabeth Ebeling zum Jubiläum nun eine Auswahl von Domins Gedichten vor, und das Ensemble VIF improvisiert mit Stimme und Kontrabass die passende Musik dazu. Noemi Hahnemann

Literaturhotel Berlin,

Mo 27.7., 20 Uhr, 8 €

Noemi HahnemannD

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