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Kultur: Jugend ohne Gott

Kinderfilmfest: „Lost Heaven“ mit Jodie Foster als Nonne

Von Susanna Nieder

Im Kinderfilmfest läuft immer wieder ein Film, der eigentlich für Kinder nicht geeignet ist. „Lost Heaven“ gehört zu dieser Sorte. Jodie Foster, die ihn koproduziert hat, spielt eine verklemmte Nonne, die ihre pubertierenden Zöglinge auf den rechten Weg führen will. Alles, was sie mit ihrer Strenge und hilflosen Appellen an katholische Werte erreicht, ist, den geballten Hass der Unterdrückten auf sich zu ziehen. In selbst gezeichneten Horrorcomics kotzen die Jungs ihre Ohnmacht aus; es sind die 70er Jahre, und die Kluft zwischen Heavy Metal, Alkohol aus Vaters Beständen, sexuellen Sehnsüchten und Klosterschule ist kaum zu überbrücken.

Für die Freunde Tim und Francis ist das Geschäft des Erwachsenwerdens besonders schwer. Der eine versteckt seine Verzweiflung über sein wohlhabendes, aber zerrüttetes Elternhaus hinter dem Gehabe eines Großmauls, der andere erlebt eine erste Liebe, die von Inzest überschattet ist. Die Folge sind Loyalitätskonflikte, Fehler, die scheinbar nicht mehr gutzumachen, Worte, die nicht zurückzunehmen sind – und kein Erwachsener, der helfen könnte.

Die Geschichte wirkt streckenweise etwas angestrengt – wofür sich aber der Film lohnt, ist Kieron Culkin als Tim. Culkin ist einer der Brüder von „Kevin“ Macaulay Culkin. Er fiel schon in „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ auf und spielt den Jugendlichen, der im Aufstand gegen die Erwachsenen Kopf und Kragen riskiert, mit beängstigender Überzeugungskraft. Seine Fassade ist fast perfekt – aber wenn er sie für Sekunden fallen lässt, tun sich Abgründe auf.

Heute 16 Uhr, 16.2., 16 Uhr (jeweils Filmtheater am Friedrichshain)

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