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Ihr Quartett bleibt erstaunlich blass: Gründerin und Primaria Julia Fischer.

© Frank May/dpa

Julia Fischer Quartett im Kammermusiksaal: Silbriger Smalltalk

Wie können vier so gute Musiker so harmlos und uninspiriert spielen? Das Julia Fischer Quartett mit Nils Mönkemeyer und Benjamin Nyffenegger im Kammermusiksaal.

Ein Risiko: 2011 hat Julia Fischer das nach ihr benannte Streichquartett gegründet, mit Alexander Sitkovetsky (Geige), Nils Mönkemeyer (Bratsche) und Benjamin Nyffenegger (Cello). Vier prominente Solisten, vier starke Egos, die eigentlich das Gegenteil des Streichquartettgedankens repräsentieren, bei dem – im besten Fall – vier Individuen, seit Jahren oder Jahrzehnten aufeinander eingeschworen, als Einheit agieren, traumwandlerisch, familiär.

Aber das Julia Fischer Quartett hat ein anderes Problem als Platzhirschgehabe. Denn die vier hören sensibel aufeinander, heben die jeweils führende Stimme selbstverständlich in den Vordergrund. Der Strich der Primaria ist silbrig – nicht wie das Mondlicht, aber wie die Klinge des Messers. Und doch plätschert Beethovens frühes Quartett, das vierte aus Opus 18, vorbei, ohne ans Herz zu gehen, ein Durchkuscheln. Müssen sie sich noch warmspielen? 

Das Julia Fischer Quartett ohne wirkliche Empfindung

Spätestens bei Schostakowitsch, hofft man, wird Unbedingtes zur Sprache kommen. Denn erzählt der Russe nicht im achten Quartett so sehr von sich, von den Beschädigungen, die Krieg und Diktatur in ihm angerichtet haben, wie sonst kaum in seinem Werk? Allein schon mit dem berühmten, unendlich traurigen Motiv D-Es-C–H (die Initialen seines Namens) zu Beginn. Aber was da im Kammermusiksaal erklingt, bleibt äußerlich, ohne wirkliche Empfindung. Auch die ostinaten Akkorde, die den dritten Satz zerhämmern und eigentlich herausgespien werden müssten, schocken kaum.

Dass sich bei der Darbietung von Schumanns op. 41 Nr. 3 noch etwas ändert, ist danach nicht mehr zu erwarten. Wie können vier so gute Musiker so unverbindlich und harmlos klingen? Vielleicht weil der, der nicht auf Risiko spielt, auch nichts gewinnt. So versickert der Abend im Smalltalk. Auch eine Kunst. Nur braucht man kein Streichquartett dafür.

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