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Die russische Sopranistin Julia Lezhneva als Laodike in der Aufführung "Siroe, König von Persien" im Vígszínház in Budapest. Lezhneva startete ihre Karriere als Belcanto-Wunderkind und debütierte 18-jährig an der Seite des Startenors Juan Diego Flore.

© dpa

Julia Lezhneva singt Carl Heinrich Graun: Bravura

Geschmeidig und elegant: Die Sopranistin Julia Lezhneva hat eine CD mit 12 Arien des preußischen Hofkomponisten Carl Heinrich Graun herausgebracht.

Ein Vierteljahrhundert hat er das Musikleben Berlins geprägt: 1735 engagiert der Kronprinz Carl Heinrich Graun für seinen Rheinsberger Musenhof, nach der Krönung Friedrichs II. wird er dessen Musikchef in der preußischen Hauptstadt. Zur Einweihung des Opernhauses Unter den Linden erklingt Grauns „Cesare e Cleopatra“, 26 weitere Uraufführungen werden bis zum Tod des Komponisten 1759 folgen, alle entwickelt aus mythologischen oder antiken Themen und gehalten im Stil der neapolitanischen opera seria, deren ritualisierte Dramaturgie der König so schätzte.

1992, zur 250-Jahr-Feier der Lindenoper, wurde „Cesare e Cleopatra“ noch einmal gegeben. Wenn im Oktober das generalsanierte Haus seine Pforten öffnet, erklingt nicht Graun, sondern Schumann mit den „Faust-Szenen“. Weil GMD Daniel Barenboim eben kein Barockspezialist ist. Ob Friedrichs Hofkompositeur im Verlauf der Saison 2017/18 zu weiteren Ehren kommt, ist noch nicht bekannt. Die Spielplanpräsentation der Staatsoper findet erst Anfang Juni statt.

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Dass der Maestro sein Handwerk verstand, ist jetzt auf einer CD der 27 Jahre jungen Sopranistin Julia Lezhneva bei Decca Classics nachzuhören. Bei elf der 12 Arien handelt es sich um Ersteinspielungen, die zwölfte war 2011 der Auslöser, dass sich die russische Sängerin für Carl Heinrich Graun zu interessieren begann. Für einen Auftritt bei den Musikfestspielen Sanssouci hatten die Veranstalter Julia Lezhneva eine Bravournummer aus der Oper „Britannicus“ vorgeschlagen. Und weil die wahnwitzig virtuosen Koloraturen ihr bestens in der Kehle lagen, wollte sie mehr über diesen Komponisten erfahren.

Als Julia Lezhneva zusammen mit ihrem langjährigen Klavierbegleiter Mikhail Antonenko in der Berliner Staatsbibliothek auftauchte, wuchtete ihr das Personal gleich einen ganzen Berg handschriftlicher Partituren auf den Tisch. Beim Studium der Manuskripte, berichtet sie, kamen ihr immer wieder die Tränen – so schön erschien ihr die Musik: „Ich hätte gleich drei Alben mit Arien füllen können!“ Lezhneva, geboren 1989 an der äußersten Ostgrenze Russlands, auf der Pazifikinsel Sachalin, ausgebildet in Moskau und Cardiff, startete als Belcanto-Wunderkind und debütierte 18-jährig an der Seite von Startenor Juan Diego Florez beim Rossini-Festival in Pesaro. Bald aber spezialisierte sie sich auf die Barockzeit, arbeitete mit Marc Minkowski, nahm zwei Alben mit Giovanni Antonini auf. Carl Heinrich Grauns Stil liegt ihr in der Tat besonders, stürmisch begleitet vom Concerto Köln unter Leitung von Mikhail Antonenko singt sie sowohl Partien, die der der damaligen Diva Giovanna Astrua zugedacht waren, wie auch Kastraten-Nummern mit stupender Mühelosigkeit. So geschmeidig sind ihre Tonketten, so elegant die Triller, dass ihre Interpretationen bei aller Künstlichkeit wie selbstverständlich wirken. Julia Lezhnevas Traum ist es, auch mal in der szenischen Aufführung einer Graun-Oper mitzuwirken. Vielleicht kann das ja mal jemand dem künftigen Staatsopernintendanten Matthias Schulz sagen.

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