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Pallavi Mahidharas lernte unter Dmitri Bashkirov in Madrid.

© Jan Botha

Jungtalente im Konzerthaus: Poesie der Präzision

Die Pianistin Pallavi Mahidharas eröffnet mit einem Klavierabend das Nachwuchsprojekt „Building Bridges“. Dabei zeigt sie Leichtigkeit und Verspieltheit.

Ein „ausgewogenes Programm“ kündigt Pallavi Mahidhara für ihren Klavierabend im Werner-Otto-Saal an: Je zwei Werke aus deutscher und französischer, männlicher und weiblicher Feder stehen hier einander gegenüber. Die indisch-amerikanische Pianistin eröffnet damit das Projekt „Building Bridges“, in dem Sir András Schiff drei junge Nachwuchskünstler vorstellt. Mit ihnen, die ihm nicht bei den ihm verhassten Wettbewerben, sondern bei Meisterkursen oder sonstigen Vorspielen aufgefallen sind, erarbeitet der Pianist und Dirigent auf individuelle Stärken zugeschnittene Programme.

Mahidhara kann so das Profil einer überaus gewandten, stets die Ästhetik des Klangs in den Vordergrund stellenden Künstlerin demonstrieren. Ihre beneidenswert souveräne Technik und sensible Anschlagskultur erwarb sie zunächst bei Dmitri Bashkirov in Madrid, dann am Curtis Institute Philadelphia, um sie jetzt bei Eldar Nebolsin an der Berliner Musikhochschule „Hanns Eisler“ – auch er aus der Bashkirov-Talentschmiede – zu vervollkommnen.

Zu Debussy passt ihr Ansatz äußerst gut: In der „Suite bergamasque“ ist alles in lockerem Fluss, transparent ausgeleuchtet, in elegante Proportion gebracht. Wohltuend unsentimental entfaltet das zu Tode gespielte „Clair de lune“ fragile Poesie, präzise vernehmbar die trockenen, Mandolinenklang imitierenden Staccato-Passagen im „Passepied“.

Findet zu eigener Kreativität

Klangliche Wärme und gleichzeitig klare Zeichnung bestimmen auch zwei Arabesken von Cecile Chaminade, der ungemein produktiven und allmählich wiederentdeckten französischen Romantikerin. Schön zu beobachten, wie Clara Schumann sich in ihren fis-Moll-Variationen über ein Thema von Robert Schumann (über das auch Johannes Brahms seine Variationen op. 9 schrieb) langsam von der Übermacht der Vorlage löst und zur eigenen Kreativität findet.

Doch Mahidhari belässt diese Entwicklung in den Grenzen eines sanft schwermütigen Ausdrucks – schärfere Konturen könnten wie bei Chaminade einem leicht salonhaften Eindruck entgegenwirken. Den gewichtigen Händel-Variationen von Johannes Brahms gibt sie dafür Leichtigkeit, ja Verspieltheit – synkopische Oktavbässe, punktiert aufspringende „Jagd“-Rhythmen, melancholisch verschleierte Dur-Moll-Wechsel gestaltet sie mit Anmut und Attacke. Die Ekstase der Fuge allerdings bedürfte einer selbstgefährdenden Risikobereitschaft, die Mahidhari (noch) nicht wagt.

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