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Ein Schmuckstück, das aus dem Grünen Gewölbe in Dresden gestohlen wurde.

© Polizeidirektion Dresden/Handout via REUTERS

Update

Juwelendiebstahl aus Grünem Gewölbe: Ermittler loben 500.000 Euro Belohnung aus

Bisher fehlt eine heiße Spur zu den Juwelendieben von Dresden. Die Ermittler hoffen nun auf einen Erfolg durch eine hohe Prämie für Hinweise.

Nach dem Juwelendiebstahl im Historischen Grünen Gewölbe von Dresden ist eine Belohnung von einer halben Million Euro für Hinweise auf die Täter ausgesetzt worden. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Zudem wurde die Sonderkommission „Epaulette“ auf insgesamt 40 Mitarbeiter aufgestockt.

Die Tatortarbeit im historischen Teil des Grünen Gewölbes steht derweil vor dem Abschluss. „Es ist geplant, die Räume im Laufe des Freitagvormittags freizugeben“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Zuvor berichtete das Onlineportal tag24. In dem Fall fehlt nach wie vor eine heiße Spur. Die Sonderkommission „Epaulette“ geht nach Angaben des Polizeisprechers inzwischen 342 Hinweisen aus der Bevölkerung nach, darunter in 49 Fällen von Bildern und Videos. „Der entscheidende Hinweis liegt nicht auf dem Tisch“, sagte der Sprecher.

Auch der „Sächsische Weiße“ ist weg

Die Juwelendiebe haben im Dresdner Grünen Gewölbe aus einer Vitrine mit etwa 95 Teilen insgesamt elf Objekte sowie Teile von zwei weiteren Stücken und eine Gruppe von Rockknöpfen erbeutet.

Wie die Staatlichen Kunstsammlungen am Mittwoch nach der Bestandsaufnahme der gestohlenen Stücke mitteilten, sind darunter einige der Kostbarkeiten aus der Brillant- und Diamantrosengarnitur sowie dem Schmuck der Königinnen. Das Brillantkollier der Königin Amalie Auguste ist unvollständig, und ihre große Brustschleife mit über 600 Brillanten ist ebenso gestohlen wie das Achselband mit dem „Sächsischen Weißen“-Brillanten.

Die unbekannten Täter waren am frühen Montagmorgen in Dresdens Schatzkammer eingebrochen. Ersten Angaben der Direktorin Marion Ackermann zufolge stahlen sie eine Brillantengarnitur und zwei Diamantengarnituren. Diese befanden sich in einer Vitrine, die die Einbrecher mit einer Axt einschlugen.

Die neueren Informationen deuten darauf hin, dass das Ausmaß des Raubs kleiner ist als gedacht. Die Einzigartigkeit der Sammlung bestand jedoch darin, dass sämtliche Ensembles komplett überliefert sind.

Der Wert dieser Schmuckstücke wird auf bis zu einer Milliarde geschätzt. Allerdings ist er für kaum genau zu beziffern, weil sich auch der Wert aus der Vollständigkeit der Sammlung ergibt. Die Ereignisse im Überblick.

Grünes Gewölbe: Was wissen wir über den geraubten Schatz?

  • Die Einbrecher hatten es auf drei wertvolle Juwelengarnituren abgesehen. Sie umfassen rund 95 Einzelstücke mit Brillanten und Diamanten.
  • Es handle sich um den „sächsischen Staatsschatz des 18. Jahrhunderts“, erklärte die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen, Marion Ackermann.
  • Die Schätze entstammen der Zeit des absolutistischen Herrschers August des Starken.
  • Der Materialwert ist nicht bekannt. Die „Bild“-Zeitung bemisst ihn auf bis zu einer Milliarde.
  • Für die Schäden haftet der Freistaat. Es gibt keine eigene Versicherung.
  • Provenienzforscher Willi Korte befürchtet eine Zerstückelung des Raubguts: „Wir müssen in großer Sorge sein, dass die Diebe die Steine auseinanderbrechen und die Juwelen als Einzelstücke in der Unterwelt verkaufen“, sagte der Experte am Mittwoch dem Hörfunksender MDR Sachsen.

Was ist über Täter und Tathergang bekannt?

  • Die Täter sind nach wie vor nicht identifiziert.
  • Die Polizei geht nach der Auswertung von Videomaterial mittlerweile von vier Tätern aus.
  • Die Tat ereignete sich am frühen Montagmorgen und dauerte nur wenige Minuten.
  • Auf einem Überwachungsvideo kann man sehen, wie zwei Täter die Vitrine mit einer Axt einschlagen und den Schmuck stehlen.
  • Anschließend entleerten sie am Tatort einen Pulverlöscher, um Spuren zu verwischen.
  • Um 4.59 Uhr am Montagmorgen alarmierte die Sicherheitszentrale des Grünen Gewölbes die Polizei, die war fünf Minuten später vor Ort.
  • Ein ausgebranntes Fahrzeug nahe der Autobahn wird als Fluchtfahrzeug vermutet. Im Wrack wurden Spuren vom Tatort gefunden.
  • Für die Ermittler steht fest: Es war kein „normaler“ Einbruch. Die Umstände sprächen „für eine zielgerichtete und vorbereitete Tat“, sagte Kriminalrat Olaf Richter, der Leiter der Sonderkommission „Epaulette“, am Dienstag.
  • Mehr als 200 Hinweise aus der Bevölkerung gingen bis Mittwoch bei der Polizei ein.
  • Bisher fehlt eine heiße Spur.
  • Der Dresdner Kunstraub ist nur einer von vielen in den vergangenen Jahren. Hier eine Übersicht.

Anteilnahme und Spott nach Einbruch

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  • Viele deutsche Politiker und Museumsleute äußerten sich bestürzt über den Vorfall.
  • Sachsen Ministerpräsident Michael Kretschmer verkündete: „Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen!“.
  • Wissenschaftsministerin Eva Maria Stange (SPD) sprach von einem „sehr großen kulturpolitischen Schaden“. Es sei „ein bitterer Tag für das kulturelle Erbe in Sachsen.“
  • Sachsens Innenminister Roland Wöller sprach ebenfalls von einem „unschätzbaren immateriellem Wert“ der entwendeten Kunstschätze.
  • „In der gesamten Museumswelt herrscht maßloses Entsetzen“, sagte Alfred Reichenberger vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle dem MDR-Magazin „Umschau“.
  • In den sozialen Medien erntet Sachsen neben Mitleid auch Hohn und Spott zum Einbruch in das Grüne Gewölbe. Nutzer mokierten sich unter anderem über die schlechte Qualität des Überwachungsvideos.
  • Auch die Historie der Juwelen ist ein Thema. Ein Nutzer geißelte sie als „Ausdruck absolutistischer Macht und somit ein Zeichen von Unterdrückung.“

Einbruch in Grünes Gewölbe: Welche Maßnahmen wurden ergriffen?

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) will das Thema „Sicherheit in Museen“ vorantreiben.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) will das Thema „Sicherheit in Museen“ vorantreiben.

© Bernd von Jutrczenka

  • Die Polizei in Dresden gründete eine Sonderkommission mit zehn Ermittlern. Das Landeskriminalamt ist involviert.
  • Das Sicherheitskonzept des Grünen Gewölbes wird erneut gecheckt. „Es muss sicher geprüft werden, wie die Sicherheit noch gesteigert werden kann", teilte die dortige Museumschefin Marion Ackermann mit.
  • Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) lädt deutsche Museen zu einer Sicherheitskonferenz ein. Man müsse sich mit der Frage auseinandersetzen, „wie Museen ihre Objekte künftig gegen ein derart brutales Vorgehen schützen können und gleichzeitig in gewohnter Weise für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben", so die CDU-Politikerin. 70 Museen hätten sich bereits einem Arbeitskreis „Gebäudemanagement und Sicherheit“ angeschlossen. (mit dpa, AFP)

Giacomo Maihofer

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