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Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi.

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Käptn Peng in der Columbiahalle: Ausflug in den Wahnsinn

Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi setzen sich in der Columbiahalle musikalisch zwischen alle Stühle.

Ein Konzert von Käptn Peng ist immer auch ein Ausflug in die Welt des Wahnsinns. Man steht vor der Bühne und fragt sich: Ist das jetzt Hip-Hop, Jazz oder Rock? Wird da gerappt oder werden Gedichte rezitiert? Oder ein bisschen von allem zusammen? Eigentlich ist das aber auch egal, denn Käptn Peng alias Robert Gwisdek und seine Band Die Tentakel von Delphi setzen sich dermaßen kunstvoll zwischen alle Stühle, dass jede engere Einordnung ihrer Kunst dieser nicht gerecht werden kann.

Die 2012 aus einem Hip-Hop-Projekt von Gwisdek und seinem Bruder Johannes hervorgegangene Band spielt am Donnerstagabend in der Columbiahalle ihr Jahresabschlusskonzert. Ein Heimspiel für die Berliner, die Halle ist standesgemäß ausverkauft.

Zwiegespräche mit einer Socke

Gwisdek ist neben seiner Rolle als Käptn Peng auch als Schauspieler und Romanautor aktiv – und das merkt man seiner Bühnenpräsenz an. Während er seine verschwurbelt-philosophischen Texte mal rappt, mal singt, mal schreit, wirbelt er wild über die Bühne oder führt Zwiegespräche mit einer Socke. Seine unbändige Freude am Wenden und Verbiegen von Sprache ist offenbar, zwischen den Songs freestylt er immer wieder über die Beats der Tentakel von Delphi.

Und diese Beats sind richtig gut. Auf teils selbstgebastelten Instrumenten spielt die Band eine extrem tanzbare Mischung aus Hip-Hop, Jazzrock und dem Sound von zwei perfekt aufeinander abgestimmten Perkussionisten. Bei einem Song streuen die Gwisdek-Brüder und ihre Mitstreiter auch noch etwas Country in den Genremix – da der Text aber die Liebesgeschichte zwischen einem Hahn und einem Habicht behandelt, verkommt der Genreausflug zur Randnotiz.

Nachdenklich bis absurd

Die Skurrilität von Songs wie diesem steht beim Konzert in der Columbiahalle mehr denn je im Vordergrund. Klar, Songs wie der Personalpronomen-Wettlauf „Spiegelkabinett“ laden mit ihren eingängigen Synthesizer-Melodien zum Tanzen und Mitsingen ein. Vor allem spielen Peng und die Tentakel aber nachdenkliche Songs wie das absurde Liebeslied „Tango im Treibsand“.

Weniger besinnlich aber ähnlich bizarr wird es, als die Band die Bühne räumt und Platz macht für die Rap-Duette der Gebrüder Gwisdek. Wummernde, teils an die Soundtracks alter Nintendo-Spiele erinnernde Beats füllen jetzt die Columbiahalle, während Johannes und Robert Gwisdek mit rosa Kleid und Tiermasken bewaffnet den Fuchs-Verwandlungs-Hit „Sie mögen sich“ singen.

Das Schönste an diesem Konzert ist, dass sich Käptn Peng und seine Tentakel zu keinem Zeitpunkt zu ernst nehmen. Sie haben anspruchsvolle, seltsame Texte und komplexe und doch tanzbare Musik, bilden sich aber nichts darauf ein. Zwischen all der Sprachakrobatik blitzt unaufhörlich feiner Humor hervor.

Elias Pietsch

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