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Erinnerung an Käthe. Kollwitz-Denkmal in Prenzlauer Berg.

© imago/Steinach

Käthe Kollwitz zum 150. Geburtstag: Wer dem Frieden dienen will

Das Käthe-Kollwitz-Museum feiert den 150. Geburtstag der Künstlerin – aber alles dreht sich um den drohenden Auszug des Museums in der Fasanenstraße.

Am liebsten hätte er nur über den 150. Geburtstag von Käthe Kollwitz und die Sonderausstellung zu Ehren der Künstlerin gesprochen, bekennt Eberhard Diepgen gleich zu Beginn seiner Eröffnungsrede. Doch unter den Besuchern im gedrängt vollen Kuppelsaal unterm Dach des Hauses ist das Interesse an existenziellen Fragen des Charlottenburger Museums geradezu spürbar: Wie wird es weitergehen im kommenden Jahr? Kann das Museum in der Fasanenstraße bleiben? Wo wird es eine neue Bleibe finden, wenn tatsächlich das geplante Exilmuseum in die Gründerzeitvilla einzieht?

Doch zuvor erinnert Diepgen als Vorstandsvorsitzender des Kollwitz-Museums an Helmut Kohl als besonders wichtiges Mitglied des Trägervereins, der in seiner Amtszeit für die Aufstellung der Kollwitz-Pietà in der Neuen Wache sorgte. „Wer in Europa dem Frieden dienen will, der muss an Käthe Kollwitz denken“, zitiert Diepgen den verstorbenen Alt-Bundeskanzler, der vor vier Jahren noch einmal zur Enthüllung einer Gedenkbüste für die Künstlerin gekommen war. Um Befriedung sind sichtlich auch alle Beteiligten der jüngsten Auseinandersetzungen um eine drohende Kündigung des Museums bemüht. „Auch 2020 wird das Kollwitz-Museum leistungsfähig in Berlin existieren“, ruft Diepgen als Versicherung allen Leihgebern zu, die diesmal besonders zahlreich Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt hatten. Auf sie bleibt das Haus auch in Zukunft angewiesen.

Zwar will der Trägerverein, dass das Kollwitz-Museum am liebsten an seinem alten Standort verbleiben soll, aber schon richtet man sich auf einen Umzug ein – nur bitte nicht in Neukölln, wo durch den jetzigen Vermieter, die Stiftung Bernd Schultz in Erinnerung an Hans Pels-Leusden, eine Immobilie in Aussicht gestellt worden war. Kollwitz habe sich zwar in ihrer Zeit für die sozial Schwachen engagiert, so Diepgen: „Die Liebhaber ihrer Kunst sind aber in den bürgerlichen Bezirken zu finden.“ Zugleich dämpft er die Erwartungen an den Kultursenator. Schließlich handele es sich bei der Gründerzeitvilla um eine private Immobilie und das Museum befinde sich in privater Hand. Die Einflussmöglichkeiten des Staates seien da beschränkt.

Kultursenator Lederer will die streitenden Parteien an einen Tisch bringen

Genau an diesem Punkt hakt auch Klaus Lederer ein, der sich verärgert über das Medienecho äußert. „Ich soll alles regeln, nur sagt mir keiner wie,“ so der Kultursenator. Ganz offensichtlich soll Ruhe in die Verhandlungen einkehren. Lederer verspricht, die Beteiligten an einen Tisch zu holen: „Mit allen Möglichkeiten in meiner Macht werde ich versuchen, den jeweiligen Interessen gerecht zu werden“ – was auch das geplante Exilmuseum einbezieht.

Die Auseinandersetzungen um den Auszug des Kollwitz-Museums haben jedoch offensichtlich auch ihre guten Seiten. Ein größeres Interesse an dem kleinen Haus ist erwacht. In den letzten Monaten hat es von vielen Seiten Unterstützung erfahren, nicht zuletzt in Form einer abermaligen Steigerung der institutionellen Förderung durch das Land Berlin. Nicht allein die Sorge um die Zukunft des kleinen, feinen Museums, auch die Bereitstellung staatlicher Gelder berechtigt durchaus eine öffentliche, nicht zuletzt mediale Auseinandersetzung um die weitere Entwicklung des Hauses.

Arne Kollwitz, der Enkel der Künstlerin, sprach es in seiner Grußadresse klar an, schließlich auch Diepgen: Angesichts der Zinsentwicklung wird das Vermögen von Hans Pels-Leusden, das die Grundlage des Museums darstellt, nicht ewig halten, werden die privaten Quellen erschöpft sein. Dann braucht es mehr denn je die staatliche Förderung. „Kollwitz und ihre Freunde“ lautet passenderweise die Sonderausstellung zum 150. Geburtstag der Künstlerin. Ihr Museum braucht sie mehr denn je.

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