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Kultur: Kaiser versenkt „Preußen Bilder“ im Schloss Neuhardenberg

Am 21. Juni 1919, Punkt 10.

Am 21. Juni 1919, Punkt 10.30 Uhr, gab Vizeadmiral Ludwig von Reuter das Signal zur Selbstversenkung. Binnen weniger Stunden sanken in der Bucht von Scapa Flow vor Schottland 74 Kriegsschiffe – die komplette deutsche Schlachtflotte. Fast alle Matrosen überlebten die akribisch geplante Aktion, und das von den Briten internierte Kriegsgerät war nur noch Schrott. 90 Jahre später sind drei verrostete Schlachtschiffe wieder aufgetaucht – in einem Schlossteich am Rande des Oderbruchs. „Scapa Flow. Preußen-Bilder“ heißt die Ausstellung des Hallenser Malers und Grafikers Moritz Götze im Schloss Neuhardenberg (bis 5. Juli, Katalog 15 Euro).

In Lennés exquisitem Schlosspark erinnert Götze mittels popbunter Papp- und Blechkameraden an Preußens Höhenflüge und Tiefpunkte: Schadows Prinzessinnengruppe, Rauchs Friedrichsdenkmal und die Flotte am Meeresgrund. Schiffe versenken draußen im Park, heiteres Bilderraten drinnen im Ausstellungssaal. Seit zwanzig Jahren macht sich der 1964 geborene Künstler über preußisch-deutsche Bilderwelten her. Er paraphrasiert Historienbilder von Anton von Werner, dem Lieblingsmaler Kaiser Wilhelms II., und anderen Vaterlandsverstehern auf knalliger Industrie-Emaille. Heldenverehrung mutiert zum Comicspaß. Götzes Glanz und Gloria: respekt-, aber nicht geistlos.Michael Zajonz

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