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Der britische Keyboarder Kamaal Williams.

© Promo

Kamaal Williams live in Berlin: Feuerwerk der Phönixe

Kamaal Williams gab mit seinem neuem Trio ein feines Jazzfunk-Konzert im Kreuzberger Gretchen.

Aufatmen. Berliner Jazzfans, die nebenbei auch ein Faible für Clubsounds haben – also genau jene, die am Freitagabend in Scharen ins Kreuzberger Gretchen gekommen sind – dürfen sich zurücklehnen. Denn der britische Keyboarder Kamaal Williams, eines ihrer schillerndsten Sternchen, ist wieder da. Mit neuer Band, aber gut erprobtem Sound. Dabei ist Williams längst kein Newcomer mehr: Unter dem Alias Henry Wu hat sich der Brite in den letzten Jahren als House-Produzent und Beat-Bastler einen Namen gemacht.

Als Live-Musiker trat er seit Ende 2016 in Erscheinung, nachdem er zusammen mit dem Schlagzeuger Yussef Dayes das Album „Black Focus“ herausgebracht hatte. Die Stilmelange aus satten Keyboardflächen, repetitiven Akkordmustern und dem ultrapräzise abgefeuerten Schlagzeuggewitter von Dayes traf zugleich einen Nerv in der Hip-Hop- und in der Jazzszene. Das unter dem Namen Yussef Kamaal veröffentlichte Album war einer der meistgefeierten Veröffentlichungen des letzten Jahres. Die Hiobsbotschaft kam dann im Mai, wenige Tage vor einem geplanten Gig beim X-Jazz Festival in Berlin: Man werde nicht mehr gemeinsam auftreten, hieß es in einer knappen Erklärung. Offenbar hatten sich die beiden Jungspunde heftig zerstritten.

Die neuen Songs deuten auf ein weiteres gutes Album hin

Den Auftritt im Gretchen bestreitet Kamaal Williams also mit seinem neuen Trio. Und ab der ersten Minute sind alle Sorgen, dass es damit nicht so funktionieren könnte, wie weggefegt. Mit einem Arsenal an Keyboardsounds – darunter Rhodes, Clavinet und Moog – dirigiert Williams seine beiden Mitmusiker, brüllt knappe Anweisungen über die Bühne. Der Auftritt hat etwas Improvisiertes, doch die spielerische Kommunikation der drei überzeugt. Und Engländer sind an ihren Instrumenten stark: Bassist Pete Martin schöpft die zusätzliche Tiefe seines Fünfsaiters voll aus und bleibt trotz virtuoser Linien eiskalt im Groove. Dazu liefert Schlagzeuger Dexter Hercules die aus Jungle und Broken Beat schöpfenden Drumloops souverän.

Die meisten der Songgerüste, in denen die drei sich munter hin und her bewegen, haben noch keinen Namen. Sie werden auf dem neuen Album sein, das bereits in der Produktion ist. Wenn es nur ansatzweise die Lebendigkeit ihres Live-Feuerwerks einfängt, dürfte Williams und seiner Band damit ein weiterer Geniestreich gelingen.

Ken Münster

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