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András Schiff

© Peter Fischli / Lucerne Festival

Kammermusik: Mit Charakter

Der Pianist Andras Schiff gestaltet mit Absolventen der Kronberg Academy einen abwechslungsreichen Abend im Berliner Konzerthaus

Die Nachwuchsförderung ist ein Anliegen von Sir András Schiff, und so präsentiert der renommierte Pianist auch als artist in residence beim Konzerthaus immer wieder junge Künstler aller Sparten. Das Zusammenspiel mit Absolventen der Kronberg Academy - allererster Talentschmiede für Streichervirtuosen - zeigt ihn als feinsinnigen, subtil die Führung übernehmenden Kammermusiker. Behutsam unterstützt er den Geiger Kaoru Oe in Schuberts früher A-Dur-Sonate, ein liebliches Gebilde mit von ferne grollenden Untertönen. Sehr fein und schlank nimmt der junge Japaner das Stück, wenn er ihm auch an Ausdrucksnuancen und virtuosen Aufschwüngen nichts schuldig bleibt.

Beeindruckend, wie die Streicher sich dem Klavier entgegen stemmen

Ein anderes Kaliber ist da die Koreanerin Jijoung Lim als intensive Gestalterin im Klavierquartett Nr. 2 in c-Moll von Johannes Brahms, dem Timothy Ridout an der Bratsche und Erica Picotti – mit wunderbar ausgesungenem Cellosolo im langsamen Satz – durchaus eigene Töne beisteuern. Mit welcher Einmütigkeit und Klangfülle sich die Streicher dem kompakten Klavierpart entgegenstemmen, im beständigen Kampf dieses Stückes, das ist beeindruckend und immer wieder in heftigen Ausbrüchen auch bewegend.

In eine andere, vergleichsweise unterkühlte Klangwelt von strenger Reduktion führt Claude Debussys Sonate für Cello und Klavier von 1915, von Aurélien Pascal virtuos-beweglich ausgeführt. Doch die barocke Anmutung des „Prologue“ mit seiner signalhaften Melodik, die Skurrilität der Serenade, der Rausch des Finales mit seinen letzten Ausrufen – das alles kommt in schlanker, fast abgespeckter Beiläufigkeit nicht recht zur Geltung, verstärkt durch einen Klavierpart, den Schiff trocken-perkussiv in die Nähe Bartóks rückt. Die souveräne Darbietung erhält aber viel Beifall.

Stephen Waarts begeistert mit leuchtendem Geigenton

Welch ein Wandel tritt aber mit Beethovens Klaviertrio Es-Dur p. 70 Nr. 2 ein! Das Klavier beginnt zu singen, mischt sich in filigranen Linien aufs Schönste mit den leuchtenden Tönen des Geigers Stephen Waarts, der mit sichtlichem Vergnügen bei der Sache ist. Sprühende Laune geht von perlenden Läufen und neckischen Vorschlägen aus, in spannungsvoll-nachdenkliche Pianissimo-Partien, aus denen der zumeist diskrete Ton des Cellisten Jonathan Roozeman mit Wärme aufscheint. Beethovens menschenfreundlicher Geist wird hier beglückend erfahrbar – eine Meisterleistung innerhalb insgesamt faszinierend individueller Darbietungen.

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