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Kultur: Kampf und Krampf

PANORAMA SPECIAL „Mes séances de lutte“ von Jacques Doillon.

Liebesspiele sind manchmal auch Kriegsspiele. Das wusste nicht nur Kleist, der Küsse auf Bisse reimte. Jacques Doillon lässt nun im Irgendwo der sommerlich idyllischen französischen Provinz eine junge namenlose Heldin los: auf einen etwas älteren, attraktiven Nachbarn ihres gerade verstorbenen Vaters. Aber das hat keine Fallhöhe, denn es ist überhaupt kein Fall. In Doillons „Mes séances de lutte“ (alias „Liebeskämpfe“) spielen die hochbegabte Sara Forestier und ihr Partner James Thiérée ein Paar, das sich erst nur mit Worten und kindlichen Balgereien neckt – bis die beiden allmählich an die Grenze des körperlich Zumutbaren gehen, sich auf Betten, Dielen, gegen Schränke schmettern. Sara Forestiers am Ende oft nackter Körper zeigt dabei Schrammen und Prellungen, die wohl mehr sind als Schminke, Maske und Spiel. Aber wozu? Sie glaubt sich in ständiger hippeliger Unruhe für die Lieblosigkeit ihres Vaters an dem harmlos schuldlosen Mann irgendwie rächen zu müssen. Daraus entsteht, mit der Handkamera hautnah gefilmt, ein neurotischer Clinch. Eine Beziehung aus nichts als dem zähen Wechsel aus unergründlichem Begehren und grundloser Abstoßung. Ein bisschen modischer Sadomasochismus, eine Prise Oshima („Im Reich der Sinne“), ein Hauch Chéreau („Intimacy“), doch das viel platter. Erst nach rund 100 Minuten löst ein letztes Lächeln den langen Krampf. Peter von Becker

11.2., 18 Uhr (Friedrichstadt-Palast), 12. 2., 10 Uhr (CinemaxX 7), 13. 2., 17 Uhr (Cubix 9), 14, 2., 14 Uhr (International)

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